Hochschule prüft Einschränkungen

Braucht es bald einen Numerus clausus, um an der ETH zu studieren?

01.03.2023, 12:49 Uhr
· Online seit 26.02.2023, 10:38 Uhr
Der ETH-Rat will die Aufnahme von Studierenden aus dem Ausland beschränken. Der Vorschlag stösst bei Studierenden auf Missfallen. Politikerinnen und Politikern äussern Kritik – aber auch Wohlwollen. Was sind die Gründe für die Einschränkungen und wie sehen diese aus?
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Wer Ärztin oder Arzt werden möchte, muss einen Numerus clausus bestehen. Bald könnte dies auch in anderen Studiengängen – konkret an der ETH der Fall sein. Der ETH-Rat – das Führungskomitee der ETH Zürich und der EPFL Lausanne – denkt darüber nach, die Aufnahme an seine Hochschulen zu beschränken. Dies schreibt die «NZZ am Sonntag» (Bezahlschranke).

Einschränkungen für ausländische Studierende

Dies soll aber nur ausländische Studierende betreffen: «Der ETH-Rat wird über die Zulassungsbedingungen für ausländische Studierende diskutieren müssen», sagt Kommunikationschef Gian-Andri Casutt gegenüber der «NZZ am Sonntag». Mehrere Möglichkeiten kämen infrage: ein Numerus clausus, das Erreichen eines bestimmten Notenschnitts oder höhere Studiengebühren.

Zahl der Studierenden steigt schweizweit

Wieso will die ETH den Zugang beschränken? Laut der «NZZ am Sonntag» gibt es dafür zwei Gründe: Einerseits steigt die Zahl der Studierenden seit Jahren in der ganzen Schweiz. An der ETH in Zürich und der EPFL in Lausanne stammt zudem die Hälfte der Studierenden aus dem Ausland.

Die ETH muss sparen 

Der zweite Grund sei der Spardruck, unter dem die Hochschulen leiden. Denn: Finanzministerin Karin Keller-Sutter hat Budgetkündigungen, unter anderem in der Bildung, angekündigt. Die ETH bezieht den Grossteil ihrer Gelder daraus. ETH-Ratsmitglied Gian-Andri Casutt sagt: «Wenn wir bei steigenden Studierendenzahlen und kleinerem Budget die Qualität der Lehre beibehalten wollen, müssen wir aktiv werden.»

Studentenverband hat kein Verständnis

Widerstand ist programmiert. Luzian Franzini, Co-Generalsekretär des Verbandes der Schweizer Studierendenschaften (VSS) sagt gegenüber der «NZZ am Sonntag»: «Wir wehren uns gegen jegliche Einschränkungen. Die ETH muss für alle zugänglich bleiben.» Er sei darüber hinaus erstaunt, dass die ETH ausländische und Schweizer Studierende ungleich behandeln will.

Kritik auch von SP und FDP

Auch Politikerinnen und Politiker äussern sich besorgt: «Ausländische Studierende ausgerechnet jetzt mit einem Numerus clausus von unseren Hochschulen fernzuhalten, ist sicher nicht zielführend», sagt SP-Politiker Matthias Aebischer. Es fehle derzeit an Fachkräften. Christian Wasserfallen von der FDP empfiehlt, dass die Universitäten mit strengeren Prüfungen statt eines Numerus clausus's selektionieren sollten.

Mitte und SVP finden Gefallen am Vorschlag

SVP-Nationalrätin Diana Gutjahr begrüsst die Beschränkungen. Sie hofft, dass sich andere Hochschulen anschliessen. Besonders in den Sozialwissenschaften sei dies nötig. Mitte-Nationalrat Simon Stadler sagt, es ergebe Sinn, bei Studierenden aus dem Ausland anzusetzen. Wichtig sei, dass «Schweizerinnen und Schweizer nicht mehr bezahlen müssen».

Keine Option für andere Hochschulen

Laut Swissuniversities, der Rektorenkonferenz der Schweizerischen Hochschulen, sei der Numerus clausus für Studierende aus dem Ausland derzeit kein Thema.

Wie es an der ETH weitergeht, wird sich noch zeigen. Der Rat wird am 8. und 9. März darüber beraten und Interessensgruppen miteinbeziehen. Ein Entscheid werde sich aber noch hinziehen.

(gin)

veröffentlicht: 26. Februar 2023 10:38
aktualisiert: 1. März 2023 12:49
Quelle: ZüriToday

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