Wenn der 33-jährige IT-Berater seinen Abfall entsorgen geht, ist ihm jeweils mulmig zumute. Um zur Deponie zu kommen, muss er die Parkfläche neben dem Westlink Tower in Zürich Altstetten überqueren. «Seit Januar rechne ich damit, dass mir dort theoretisch ein Stein auf den Kopf fallen könnte», sagt P.K.*
Am 14. Januar fuhr der ZüriReporter, der am Vulkanplatz wohnt, mit seinem BMW 118 nach Hause. «Beim Einfahren auf die Parkplatzfläche beim Westlink Tower knallte etwas von der Europabrücke auf meine Motorhaube», sagt er. Zuerst habe er mit einer Kastanie gerechnet. Da es aber keine Bäume in der Nähe habe, sei er schnell davon abgekommen. «Als ich genauer nachschaute, entdeckte ich ein Fünfliber grosses Stück Betonabbruch.»
«Oder es wurde auf Wagen geworfen»
Der Brocken hinterliess zwei Dellen auf der Motorhaube seines Autos. K. vermutet, dass es sich um ein Betonstück handelt, das von der Europabrücke abbrach und sein Auto traf. Mit seinem Antrag auf Schadenersatz beim Tiefbauamt der Stadt Zürich hatte er jedoch keinen Erfolg.
Bei einem Augenschein vor Ort kam der Projektleiter Erhaltungsmanagement zum Schluss, dass die Herkunft des Betonstücks nicht bekannt ist. Weiter schreibt das Tiefbauamt im E-Mail an K., das ZüriToday vorliegt: «So war insbesondere die Untersicht der Europabrücke unversehrt und das Betonstück passt nicht in die Oberflächenstruktur der Untersicht der Brücke.»
Das Tiefbauamt hält für möglich, dass sich das Stück auch von einem LKW löste, der über die Europabrücke fuhr. «Oder aber es wurde anderweitig auf Ihren Wagen geworfen.» Das Amt kommt zum Schluss, es lasse sich nicht beweisen, dass es sich beim fraglichen Betonstück um einen Abplatzer der Europabrücke handle. Deshalb lehnten sie K.s Antrag auf Schadenersatz ab.
Stadt überprüft Bauwerke periodisch
Das Tiefbauamt bestätigt die Sachlage auf Anfrage. Einer ihrer Projektleiter des Erhaltungsmanagements habe mit Herrn K. gemeinsam eine Begehung gemacht, sagt Mediensprecher Roger Schaad. «Wobei keine Hinweise gefunden werden konnten, die die Behauptung von Herrn K. als sehr wahrscheinlich erscheinen liessen.»
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Auch nicht möglich ist, dass der Brocken von einer Baustelle stammt. «An der Europabrücke finden zurzeit keine Sanierungsarbeiten statt», sagt Schaad. Auf die Frage, ob es grundsätzlich möglich sei, dass Betonbrocken von der Brücke hinunterfallen, antwortet er: «Nein, die Bauwerke werden periodisch auf deren Zustand überprüft.» Woher der Betonbrocken stamme, sei dem Tiefbauamt nicht bekannt.
Er wolle warnen
Der ZüriReporter wird sein Auto in einer Garage auf eigene Kosten reparieren lassen. Herausdrücken liessen sich die Dellen nicht, sagt er. «Man muss die gesamte Motorhaube ersetzen.» Die Kosten beliefen sich auf rund 2000 Franken.
Der BMW-Besitzer hat Verständnis für den abgelehnten Schadenersatz. «Ich kann die Stadt ja nicht zwingen, den Schaden zu zahlen, wenn ich keine Beweise habe», sagt er. Ihm gehe es mehr darum, die Menschen zu warnen. «Solange nicht etwas anderes bewiesen wird, ist es leider möglich, auf dem Parkplatz von Brocken getroffen zu werden.» Das Tiefbauamt sieht dies anders. «Die Parkplatzfläche ist für Autofahrende und Passanten sicher», sagt Roger Schaad.
*Name der Redaktion geändert.