Eine «neue Dimension» sei erreicht worden, schreibt «Inside Paradeplatz». Damit meint das Blatt die 2460 Franken, die für neue Luxuswohnungen in Zürich-Wollishofen verlangt werden – monatlich, und dies bei einer Wohnfläche von je 43 Quadratmetern. Wem dies nicht genügt, kann eine 4,5-Zimmer-Wohnung von 113,9 Quadratmetern haben. Diese kostet dann 5260 Franken monatlich.
Die Wohnungen bieten zwar alles, was es zum Leben braucht: Küche, WC, Balkon oder Terrasse, Parkplatz. Letzterer kann angemietet werden, kostet aber zusätzlich 390 Franken monatlich. Und auch die Lage ist super, in «30 Schritten» sei man am Ufer des Zürichsee, heisst es.
Es braucht eine Google-Anstellung
Hinzu kommen die Nähe zu Schulen, Einkaufsmöglichkeiten, ÖV-Anschluss. Und doch stellt «Inside Paradeplatz» ironisch fest: Eine Familie mit zwei Kindern und einem Auto sollte jährlich mindestens 200'000 Franken Einkommen haben, wenn sie rund einen Drittel fürs Wohnen ausgeben möchte – «bei Google kein Problem. Ein 70- und ein 40-Prozent-Pensum sollte reichen.»
Was damit gemeint ist: Normalerwerbende, Durchschnittsverdiener und sonstige Nicht-Reiche, die eben nicht bei Grosskonzernen wie Google angestellt sind, können sich eine solche Wohnung nicht leisten. Zu hoch sind die Mieten. Das wäre eben die angesprochene «neue Dimension»: Der Durchschnittsbürger kommt bei ihr nicht mehr mit.
Das Portal wirft dann gleich selbst die Frage in den Raum: Braucht Zürich einen Mietdeckel? Von über 1'300 Personen, die bis Freitagmittag abgestimmt haben, findet knapp die Hälfte: Ja, es braucht einen.
Wie lange noch?
Derselben Meinung ist auch Walter Angst, Zürcher Gemeinderat und Mediensprecher des kantonalen Mieterverbands. Er fürchtet sich, dass die neuen Luxuswohnungen, die im Quartier Wollishofen entstehen, dieses verändern werden.
Als Beispiel nennt er die Wiese beim Gemeinschaftszentrum: Derzeit könnten dort noch Menschen aus allen Alters- und Gesellschaftsklassen ohne grosse Restriktionen weilen, spielen, Musik hören oder grillen – wie lange noch, wenn gleich hinter der Wiese die Gentrifizierung beginne?
Franz startet Vermarktung. 4,5-Zi-Whg ab 5260 CHF. Die Happy Wiese ist tot. Beschwichtigungen der @stadtzuerich waren Farce. Fragt da noch jemand, warum das Quartier verhindert, dass Kibag Wohnungen am See baut? https://t.co/9gRYX4uuPfhttps://t.co/fDCECjZCLz pic.twitter.com/Wh5mKOs1ZD
— Walter Angst (@walterangst) February 16, 2023
Die Wiese sei «tot», schreibt Angst in einem Tweet – «tot», so, wie man sie bis anhin gekannt hat, sobald Wohlhabende die Wohnungen beziehen und das städtische Treiben vor ihrem neuen Wohnraum nicht mehr dulden.