Experte erklärt

«Gen Z ist unsere einzige Zukunft – wir müssen ihre Sicht verstehen»

03.08.2022, 17:07 Uhr
· Online seit 03.08.2022, 16:56 Uhr
Es ist kein neues Phänomen, dass ältere und jüngere Menschen nicht dieselben Lebensvorstellungen haben. Doch die Jungen heutzutage, die Gen Z, werden gerade mit sehr vielen Vorurteilen beworfen. Dabei gibt es laut einem Experten einiges, was Ältere von der jüngeren Generation lernen können.
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Sie wollen weniger arbeiten und hängen nur am Handy. Das sind zwei vieler Vorurteile, die auf die Generation Z einprasseln. Zur Gen Z, wie sie im englischsprachigen Raum oft genannt wird, gehören Menschen, die zwischen den Jahren 1995 und 2010 geboren sind. Sie folgt auf die Generation Y (auch Millennials genannt) und ist die erste Generation, die mit dem Smartphone aufwächst. Statt nur an Vorurteilen festzuhalten, gibt es aber einiges, das wir über die Gen Z wissen sollten.

Von Gen Z kann man einiges lernen

Einer der sich mit der Gen Z bestens auskennt ist Yannick Blättler, Geschäftsführer von neoviso. Die Firma verfolgt das Ziel, Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, Marken und Unternehmen mit der jungen Generation zu verknüpfen. «Von Gen Z können wir beispielsweise lernen, dass wir das Leben etwas öffnen können und Dinge hinterfragen», sagt Blättler.

Ist es toll, immer 60 bis 70 Stunden zu arbeiten? Können wir besser miteinander kommunizieren? Die Gen Z denkt über solche Dinge nach – andere Generationen könnten das auch. «Wir können ausserdem von dieser Generation lernen, vermehrt über Ängste und mentale Probleme zu sprechen», sagt Blättler. Bei jungen Personen werde dies offener angegangen.

«Unsere einzige Zukunft»

Zusätzlich wird die Generation Z derzeit mit vielen Vorurteilen konfrontiert: Sie sind faul, onlinesüchtig und stellen am Arbeitsplatz zu hohe Ansprüche. «Nur eine schlechte Meinung zu haben nützt nichts. Man muss handeln und die Sicht der Jungen verstehen», sagt der Geschäftsführer von neoviso. Denn die Generation Z sei unsere einzige Zukunft. «Wir können sie nicht einfach austauschen. Wir müssen mit Ihnen auskommen können», so Blättler. Der Experte versteht aber auch die andere Seite. «Der Stellenwert der Arbeit war früher ein anderer. Heute ist es lockerer, weil der Arbeitsmarkt in die Hände der Jungen spielt.»

Es braucht auch etwas mehr Verständnis für die «neue Welt» seit den Smartphones. Es sagen zwar viele der älteren Generationen Dinge wie «ich möchte nicht nochmal jung sein». Schliesslich hatte man früher nicht 24/7 das Handy in der Tasche. «Die Präsenz auf Social Media führt zum dauernden Vergleich mit anderen und dem steten Auseinandersetzen damit, wie man auf andere wirkt. Das übt Druck aus auf die Jungen», sagt Yannik Blättler. «Viele haben ein Smartphone im Alter von 12 Jahren und wissen nicht wie damit umgehen.»

Ohne Anpassung an Gen Z werden Mitarbeitende fehlen

Viele Firmen haben laut Blättler während Corona gemerkt, dass sie sich auf Kanälen, auf denen die Jungen unterwegs sind, nicht attraktiv geben. «Sie haben überhaupt kein Employer-Branding», sagt er. Heisst: Unternehmen befassen sich nicht damit, wie sie sich als Arbeitgeber einzigartig präsentieren, für was sie stehen und was sie anbieten können. «Firmen sollten sich damit befassen und dies auf den Kanälen kommunizieren, auf denen die Jungen aktiv sind.»

Was sollen Firmen nun konkret tun, wenn sie keine Leute finden? Yannick Blättler hat die Antwort: «Schaut euch an, was junge Menschen mit 18, 20 oder 25 denken. Was sind ihre Optionen? Wieso sollten sie euch als Arbeitgeber aussuchen?» Unternehmen sollten sich mit Themen auseinandersetzen, welche die Gen Z beschäftigen. «Es wird soviel Schlechtes über die junge Generation gesagt, aber wichtig ist: Es geht um die zukünftigen Mitarbeitenden und Kunden von morgen. Wenn gewisse Firmen ihre Ausrichtung in denn nächsten Jahren nicht anpassen, dann wird das zu einem grossen Problem werden.»

(hap)

veröffentlicht: 3. August 2022 16:56
aktualisiert: 3. August 2022 17:07
Quelle: ZüriToday

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