Überlebenskurse im Trend

«Wir wollen weder Ängste schüren noch Profit schlagen»

12.03.2022, 07:17 Uhr
· Online seit 11.03.2022, 11:30 Uhr
Der Krieg in der Ukraine bewegt auch in der Zentralschweiz. Bei vielen steht die Solidarität im Mittelpunkt – andere fragen sich: «Bin ich selbst gut genug vorbereitet für den Ernstfall?» Das kriegen Anbieter von Überlebenskursen zu spüren.
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«How To Survive Outdoor School Switzerland» bietet im Freiamt Überlebenskurse an. «Bei uns geht es nicht immer per se ums nackte Überleben», sagt Gründer Markus Lusser. Man erlerne Fähigkeiten, die unseren Vorfahren das Überleben gesichert hätten. «Die Teilnehmenden lernen bei uns beispielsweise, wie man Feuer macht oder Wasser findet und aufbereitet.» Markus Lusser geht es darum altes Wissen zu erhalten, aufzufrischen und weiterzuvermitteln.

Nachfrage fast verdoppelt

Ob als Vorbereitung für eine Weltreise oder als Vater-Sohn-Tag, die Kurse in der Natur seien seit längerer Zeit im Trend. «Die Nachfrage hat sich seit dem Ausbruch der Coronapandemie fast verdoppelt», so Lusser. Während der Pandemie hätten die Menschen vermehrt die Natur und Aktivitäten im Freien gesucht. «Heute haben wir konkrete Anfragen aufgrund des aktuellen Weltgeschehens.» Der Offizier der Schweizer Armee vermutet, dass die Nachfrage nach Überlebenskursen weiter zunehmen wird.

Den Menschen sei durch die Pandemie bewusst geworden, wie abhängig sie sind. «Es wurde klar, dass ein Problem – mag es in China begonnen haben – auch Einfluss auf unser aller Leben haben kann.» Losgelöst von jeder Krise seien die Themen und Fragen, die bewegen, die Gleichen. Der Krieg in der Ukraine spielte daher in den aktuellen Kursen nur eine untergeordnete Rolle. «Wir passen unsere Kurse nur minimal auf Fragen, die gerade aufkommen, an.»

Mit mehr Kreativität Lösungen finden

«Wir wollen keine Ängste schüren oder Panik verbreiten und aus der aktuellen Situation keinen Profit schlagen.» In den Kursen würden keine Kriegsszenarien durchgespielt. Markus Lusser ist dennoch überzeugt, dass seine Kurse im Fall der Fälle helfen würden. «Die Menschen sind nicht mehr kreativ. Wir fördern die Kreativität.» Denn im Survival sei Kreativität ein essenzieller Bestandteil. Es gehe ständig um die Frage: Welche Mittel habe ich vor mir und was kann ich damit herstellen. «Wir zeigen, wie man ein Gefäss aus Baumrinde bastelt oder sich einen Unterschlupf bauen kann.» Ziel sei es die Teilnehmenden aus ihrer Komfortzone zu bringen und bewusst zu machen, dass es in fast jeder Situation eine Lösung gibt.

Man braucht nicht alles aus dem Survival-Shop

Lusser betreibt zusätzlich einen kleinen Online-Shop mit Outdoor-Artikel. «Ich bin überzeugt, dass jeder Haushalt einige Tage autark leben können sollte.» Den momentanen Run auf Survival-Produkte beäugt er jedoch mit Vorsicht. «Man braucht nicht alles was die Industrie teuer anbietet. Vieles hat man sowieso bereit zu Hause.» So könne man bei einem Stromausfall Wasser auf dem Grill oder im Fondue-Caquelon abkochen.

(hto)

veröffentlicht: 11. März 2022 11:30
aktualisiert: 12. März 2022 07:17
Quelle: ZüriToday

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