Quelle: ZüriToday / Olivia Eberhardt
Paris gehört zu den beliebtesten Zielen für einen Kurzurlaub über Silvester. Die französische Metropole lockt nicht nur mit zahlreichen Sehenswürdigkeiten von höchstem Rang, wie dem Eiffelturm oder dem Louvre, sie ist vom Zürich HB aus auch in knapp 4 Stunden zu erreichen.
Einer der beliebtesten Touristenmagneten mitten in Paris ist der «Arc de Triomphe de l’Étoile». Das 50 Meter hohe Denkmal erinnert an die kriegerischen Ereignisse während der Französischen Revolution und der Herrschaftszeit Napoleons vor über 200 Jahren. Viele staatliche Zeremonien Frankreichs, aber auch die Schlussetappe der Tour de France, finden an diesem Ort statt.
Über den ganzen Pariser Triumphbogen sind verschiedene Inschriften und Reliefs verteilt. Sie zeigen verschiedene Szenen vom Ausbruch der französischen Revolutionskriege bis zum Frieden in Europa von 1815. Ausserdem überziehen 660 Personen- und 158 Ortsnamen die Wände des Monuments. Es sind die Namen von Militärs sowie von Schlachten, aus denen die französischen Truppen als Sieger hervorgingen.
Dietikon als Schauplatz der europäischen Geschichte
Wer die Reihe der Kriegsschauplätze auf dem Triumphbogen betrachtet, dem wird auffallen, dass sich darunter auch ein Name befindet, der Besucherinnen und Besuchern aus dem Züribiet bekannt vorkommen dürfte. Unterhalb der italienischen Ortschaften Bassignano und San Giuliano steht nämlich «DIETIKON». Es ist eine Erinnerung daran, wie stark die Region Zürich und die ganze Schweiz zu Napoleons Zeiten umkämpft war.
Eine Suche im Historischen Lexikon der Schweiz nach einer «Schlacht bei Dietikon» stellt sich aber zunächst als ergebnislos heraus. Das liegt daran, dass die auf dem Arc de Triomphe erwähnte Konfrontation in der Schweizer Geschichtsschreibung als «Schlacht bei Zürich» bezeichnet wird. Oder genauer: als Zweite Schlacht bei Zürich, denn es hatte hier bereits eine Auseinandersetzung gegeben, bei der sich aber die Gegner Frankreichs durchsetzen konnten.
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Was war passiert? Die Schweiz war ab 1799 Schauplatz des sogenannten «Zweiten Koalitionskrieges». In diesem Krieg kämpfte eine Allianz von Staaten um Russland, Österreich und Grossbritannien gegen das revolutionäre Frankreich und seinen bekanntesten General Napoleon Bonaparte. Auch die Alpenüberquerung des russischen Feldmarschalls Alexander Suworow über den Gotthard geschah in diesem Konflikt.
Eine Limmatüberquerung wird zum entscheidenden Sieg
Nach der Ersten Schlacht bei Zürich im Juni 1799 war die Eidgenossenschaft zwischen den verfeindeten Lagern aufgeteilt. Im Frühherbst standen sich die Armeen dann mit insgesamt mehr als 60'000 Soldaten westlich der Stadt gegenüber. Am 25. September geriet für einen Moment Dietikon ins Zentrum des europaweiten Krieges. Der französische General André Masséna schaffte es, mit seinen Truppen die Limmat zu überqueren und schuf so der Erzählung nach die Voraussetzung für den Sieg der Franzosen bei der Zweiten Schlacht um Zürich.
In der Schlacht um Zürich wie auch im ganzen Zweiten Koalitionskrieg war Frankreich schliesslich siegreich. Daran erinnern mehrere Inschriften und ein Fries auf dem Pariser Triumphbogen. Die Truppen Österreichs und Russlands verliessen die Schweiz. Die Koalition gegen Frankreich zerbrach. Wenig später kehrte Napoleon aus Ägypten nach Paris zurück. Am 9. November 1799 riss er durch einen Staatsstreich die Macht in Frankreich an sich. 1806 erteilte er den Auftrag zum Bau des Arc de Triomphe, um die Siege seiner grossen Armee zu feiern – und sich selbst.
Dort steht unter der Schlacht bei Dietikon noch ein anderer Name, mit dem man in Frankreich an das Kriegsgeschehen auf dem Territorium der heutigen Schweiz erinnert. Mit «Mutta Thal» ist nämlich das Muotatal im Kanton Schwyz gemeint. Nach dem Sieg bei Zürich versuchte der französische General Masséna, dort gegen die russischen Truppen vorzurücken, allerdings nicht ganz erfolgreich. General Suworow konnte einen grossen Teil seiner Armee nach Österreich zurückziehen.
Napoleon bringt Not, aber auch Erneuerung
Neben dem Pariser Triumphbogen erinnern verschiedene Denkmäler an die Geschehnisse in der Schweiz. Auf dem Zürichberg steht ein Denkmal für Masséna und die Franzosen. In der Urner Schöllenenschlucht gibt es ein Monument für den Alpenübergang unter Suworow. Auf dem Plateau ob dem Kloster Fahr erinnert ein Gedenkstein an die dort gefallenen Kosaken der russischen Armee. Und zwischen Burgwies und Balgrist in Zürich gedenkt der Russenweg ihrer Flucht nach Osten.
Für die Schweizer Bevölkerung war der Koalitionskrieg indes mit vielen Belastungen verbunden. Gegen 200'000 Soldaten verschiedener Armeen mussten versorgt werden. Unter Androhung von Plünderung requirierte etwa die französische Armee grosse Mengen an Lebensmitteln, Vieh und Futter, aber auch Soldaten und Geld. In den vom Krieg betroffenen Gebieten herrschten laut zeitgenössischen Berichten Mangel und Elend.
Mit dem Arc de Triomphe und den europäischen Kriegen um 1800 untrennbar verbunden ist die Person des Napoleon Bonaparte. Dieser wirkte als junger Feldherr darauf hin, dass französische Truppen 1798 die alte Eidgenossenschaft besetzten und die Helvetische Republik entstand. Als dieser zentralistische Staat zusammenbrach, machte Napoleon das Land zu einer Föderation gleichberechtigter Kantone – und legte damit die Grundlage für die moderne Schweiz. Dabei stattete er dem Land auch einige Besuche ab, an der Schlacht bei Dietikon nahm er selbst aber nicht teil.