«Das ist unangemessen»

Cassis trifft nach Lawrow-Foto bei CH-Politikern auf Verständnis und Kritik

· Online seit 22.09.2022, 13:44 Uhr
«An Cassis Händen klebt nun Blut», hiess einer von vielen Kommentaren zu einem gemeinsamen Foto von Ignazio Cassis und Sergej Lawrow, das die beiden Regierungsvertreter beim Handshake zeigt. Unter Schweizer Politikern findet der Bundespräsident aber auch Verständnis.
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Bundespräsident Ignazio Cassis hat am Rande der UNO-Generaldebatte in New York den russischen Aussenminister Sergej Lawrow am Mittwoch zu einem Gespräch getroffen. Ein Foto zeigt die Politiker beim Händeschütteln und Lächeln. Auf Social Media erntete Cassis dafür viel Kritik. Politische Akteure beurteilen die Sachlage unterschiedlich.

«Das ist unangemessen»

«Der Bundespräsident hat eine Grenze überschritten», sagt GLP-Nationalrätin Tiana Angelina Moser. Es sei selbstverständlich wichtig und richtig, dass Gespräche mit allen Parteien geführt werden, auch mit russischen Parteien und damit auch mit Sergej Lawrow. «Es ist aber nicht angemessen, dass man am Tag der Teilmobilmachung ein Foto macht und dann noch lächelnd.»

Man hätte einen anderen Weg wählen sollen, so die GLP-Politikerin. Es strahle aus, dass man mit Russland in einem guten Einvernehmen ist. Das sei in der aktuellen Kriegssituation falsch.

«Foto und Handshake gehören dazu»

Die heftige Kritik in den sozialen Medien gegen Ignazio Cassis wollen nicht alle gelten lassen. Diese sei alles andere als angebracht, findet FDP-Nationalrat Hans-Peter Portmann. «Das Foto und der Handshake gehören dazu, wenn man als Land die Vermittlerrolle innehaben möchte. Sie können nicht einerseits anbieten, Frieden stiften zu wollen und andererseits unanständig sein und die Hand verweigern.»

Ausserdem könne das Treffen von Lawrow und Cassis nicht auf das Foto reduziert werden. Inhaltlich habe der FDP-Bundesrat im Gespräch mit seinem russischen Kollegen deutlich wie kein anderer Staatschef gesagt, was er vom Krieg und den Menschenrechtsverletzungen halte. Russland muss die Waffen sofort ruhen lassen, habe er gesagt.

Wenn Bildjournalisten da sind, gibts selbsverständlich Bilder

Das Aussendepartement EDA hat gegenüber dem «Blick» erklärt: «Beim Treffen mit dem russischen Aussenminister Lawrow waren mehrere Bildjournalisten anwesend. Selbstverständlich existieren davon Bilder». Fakt ist aber auch: kein anderer westlicher Regierungsvertreter hat sich zuletzt mit einem russischen Vertreter auf einem gemeinsamen Foto gezeigt.

(hap)

veröffentlicht: 22. September 2022 13:44
aktualisiert: 22. September 2022 13:44
Quelle: Today-Zentralredaktion

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