Geknickte Katzenohren

Zürcher Tierschützerin ist sauer auf Taylor Swift und Claudia Schiffer

· Online seit 16.02.2024, 10:12 Uhr
Faltohrkatzen haben einen angezüchteten Gendefekt. Popstar Taylor Swift und Model Claudia Schiffer inszenieren sich regelmässig mit ihren Scottish Folds. Die Zürcher Tierschützerin Esther Geisser hält dies für verantwortungslos.
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Die beiden Katzen mit den grossen Augen und den Knicköhrchen sind schon fast so berühmt wie ihr Frauchen: Meredith Grey und Olivia Benson. Auf Social Media inszeniert sich US-Popstar Taylor Swift gerne mit ihnen. Zudem kürte die Plattform «All About Cats» Olivia Benson zum drittreichsten Haustier der Welt.

Auch das deutsche Model Claudia Schiffer hat aus ihrer Scottish-Fold-Katze einen Star gemacht. Chip besitzt auf Instagram sogar ein eigenes Profil mit über 24'000 Follower. Die Zürcher Tierschützerin Esther Geisser findet dies alles andere als herzig.

«Wer kennt sie nicht: Claudia Schiffer und Taylor Swift. Beide haben nebst ihrer Bekanntheit noch etwas gemeinsam. Sie interessieren sich offenbar nicht für das Tierwohl», schrieb die Präsidentin der Tierschutzorganisation Network for Animal Protection (Netap) kürzlich in einem Post.

Geisser kritisiert, dass die beiden Stars ihre «Qualzucht-Katzen» vermarkteten. Die Scottish-Fold-Katzen oder sogenannten schottischen Faltohrkatzen hätten einen bewusst angezüchteten Gendefekt, der die Ohren nach vorne kippen lasse. «Diese Knickohr-Optik wird als besonders niedlich empfunden, die Katzen bezahlen diesen Defekt mit ständigen Schmerzen.»

Unzählige Nachahmer befürchtet

Gegenüber ZüriToday führt Geisser aus, dass der Jö-Effekt der Katzen mit den Faltöhrchen viele Qualzuchten fördere. Die Stars nähmen ihre Verantwortung nicht wahr. «Wenn Leute, die so viel Einfluss haben wie Taylor Swift und Claudia Schiffer, solche Tiere promoten, gibt es unzählige Nachahmer.» Sie verstehe nicht, warum sich die Menschen nicht an der natürlichen Schönheit und Vielfalt der gewöhnlichen Hauskatzen erfreuen könnten. «Stattdessen kaufen sie Tiere wie ein Chanel-Täschchen nach Optik ein.»

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Auch die Tierschutzorganisation Peta wies kürzlich darauf hin, dass die Katzenrasse häufig zu Werbezwecken wegen ihres vermeintlich «niedlichen» Aussehens missbraucht werde. Deren Nachfrage nehme deswegen zu. 

Kein Verbot in der Schweiz

In der Schweiz sind laut der Tierverkehrsdatenbank Identitas AG aktuell rund 2600 Scottish Folds registriert. Etwa in Österreich und Belgien sind Zucht, Handel und Haltung der Rasse verboten. In der Schweiz gibt es kein Verbot einzelner Rassen. Für sämtliche Rassen gelten jedoch Zuchtvorgaben und auch gewisse Verbote. Bei der Scottish Fold könnten zuchtbedingte Belastungen auftreten, sagt Sarah Camenisch, Mediensprecherin des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV).

Die Scottish Fold fällt laut Camenisch unter die sogenannte Belastungskategorie 2. Bei dieser träten unter anderem sporadisch mittelgradige oder chronisch leichte Schmerzen auf. «Deshalb dürfen Katzen dieser Rasse nur nach vorgängiger Belastungsbeurteilung zur Zucht eingesetzt werden.» Von Ausstellungen ist die Rasse ausgeschlossen. Nicht der Fall ist dies, wenn ein aktuelles Tierarztattest bestätigt, dass bei der Katze keine schmerzverursachenden Knorpel- oder Knochendefekte vorliegen.

Katzen seien wegen Schmerzen so anhänglich

Für Lisa Goldinger, Präsidentin der Schweizerischen Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz (STVT), geht dieses Gesetz zu wenig weit. «Ein Verbot der Scottish Fold wäre wünschenswert», sagt Goldinger. Die Erbkrankheit Osteochondrodysplasie bedeute unsägliches Leiden für die Tiere. Auch Esther Geisser fordert ein Verbot in der Schweiz.  

Die Faltohren entstehen durch eine angezüchtete Fehlbildung des Knorpels. Weitere Symptome sind etwa geschwollene Gelenke, steife Gliedmassen und Schmerzen. Viele Besitzer interpretierten das Verhalten der Scottish Fold laut Goldinger falsch. «Sie finden es wunderbar, wie anhänglich die Katzen sind, dabei weichen sie ihnen nur nicht von der Seite, weil jede Bewegung für sie schmerzhaft ist.»

veröffentlicht: 16. Februar 2024 10:12
aktualisiert: 16. Februar 2024 10:12
Quelle: ZüriToday

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