Diebstahl

Wohin verschwinden gestohlene Zürcher Velos?

· Online seit 01.07.2022, 16:12 Uhr
Der Fall eines Familienclans zeigt, wo gestohlene Velos aus Zürich landen. Drei Brüder sollen demnach im grossen Stil auf Diebstahltour gehen und die Velos nach Kalabrien verschieben. Darüber hinaus gibt die Geschichte Einblick in ein internationales kriminelles Geschäft.
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Sie brechen in Keller ein, treiben sich in Hausfluren rum und greifen vor den Reihenhäusern zu. Innert kürzester Zeit verüben drei italienische Brüder 43 Velodiebstähle. Die Deliktsumme ihrer Taten beträgt knapp 200'000 Franken und das ist nur die Summe, die man ihnen nachweisen kann. Bald zeigt sich, es ist ein Fall von internationaler Dimension, wie die «Neue Zürcher Zeitung» berichtet.

Sie werden geschnappt, was ein seltenes Phänomen im Raum Zürich ist. 97 Prozent der Diebstähle nämlich – die meisten sind Gelegenheitsdiebstähle – werden nämlich nie aufgeklärt. Obwohl alle drei Stunden in Zürich ein Velo geklaut wird.

Diebe haben Lager in Urdorf

Es ist ein Massendelikt, welches auch die drei Brüder im grossen Stil ausüben. Die meisten Tatorte liegen unweit des Wohnortes der Beschuldigten in Altstetten. Diese handelten nach einem bestimmten Muster. Einer von ihnen späht nach einem passenden Velo und sammelt es dann entweder alleine ein oder ruft seine Brüder herbei.

Besonders begehrlich waren die teuerste Kategorie von Mountainbikes oder E-Bikes. Sie sind in der Regel abgeschlossen, aber nicht angekettet. Anschliessend wird das Schloss in Altstetten geknackt und dann ins gemietete Zwischenlager nach Urdorf gebracht.

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Von Urdorf beginnt dann die eigentliche Reise für die gestohlenen Velos – 1500 Kilometer gehn Süden. Ziel ist ein Dorf in Kalabrien, an der Südspitze Italiens. Der Onkel der Brüder soll das Diebesgut verhökert haben, heisst es weiter.

Ein vorläufiges Ende erfährt der Beutezug dann im November 2020. Im Morgengrauen wird zunächst der älteste Bruder verhaftet, die beiden anderen Brüder folgen ihm in die Untersuchungshaft. Mitte Juni 2022 wird der Fall vor dem Zürcher Bezirksgericht verhandelt.

Corona-Pandemie sorgte für Velo-Boom

Seit Beginn der Corona-Pandemie haben sich die Brüder auf das Diebes-Geschäft fokussiert. Mit Corona änderte sich auch das Velo-Geschäft. Für die Velohändler, die Kunden und auch die Kriminellen.

Das Velo boomt zu Lockdown-Zeiten, weil sich niemand in Bus und Tram zwängen will. In vielen europäischen Städten werden Velowege auf die Strassen gepinselt, als die Velohändler in der Schweiz wieder eröffnen, stehen die Leute Schlange.

(sib)

veröffentlicht: 1. Juli 2022 16:12
aktualisiert: 1. Juli 2022 16:12
Quelle: ZüriToday

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