Fall in der Stadt Zürich

Wird die Solidarität für die Ukraine missbraucht?

18.03.2022, 09:21 Uhr
· Online seit 18.03.2022, 06:53 Uhr
Die Solidarität für die Ukraine in Zürich ist gross. Viele Zürcherinnen und Zürcher wollen den Menschen aus dem Kriegsgebiet unbedingt helfen. Nun dürfte es aber bereits Menschen geben, die diese Solidarität zu ihrem Vorteil ausnutzen.
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«I really need your help. I'm from Ukraine.» So wurde ein ZüriToday-Leser am Mittwoch von einem jungen Mann bei der Hardbrücke in gebrochenem Englisch angesprochen. Er erzählte ihm, dass er aus Cherson geflohen sei und nun kein Geld für ein Hotel habe. So gab der Zürcher dem Ukrainer 20 Franken und machte ein Foto von dessen WhatsApp-Profil. Um einerseits zu fragen, wie es ihm geht und so den Wahrheitsgehalt seiner Aussagen zu prüfen.

Auf dem Whatsapp-Foto erkannte der ZüriToday-Leser im Nachhinein, dass die Sprache auf dessen iPhone auf rumänisch eingestellt war. Zudem klang sein Name rumänisch und nicht ukrainisch. Nun die Frage: War dieser Mann ein Rumäne, der in der Ukraine lebte oder gab sich der Mann nur als Ukrainer aus, um an Geld zu kommen?

Die Solidarität für Ukrainer und Ukrainerinnen ist in der Schweiz derzeit sehr gross. Wäre es möglich, dass Menschen aus anderen Ländern, die bereits länger in der Schweiz sind und womöglich gar nicht so dringend auf Soforthilfe angewiesen sind, diese Solidarität ausnutzen? ZüriToday ging dem nach.

Polizei sind keine Fälle bekannt

«Bei uns sind noch keine entsprechenden Meldungen eingegangen», sagt die Stadtpolizei auf Anfrage von ZüriToday. Gründe dafür können Diverse sein: «Entweder werden die Fälle nicht bei uns gemeldet, die betrogene Person weiss nicht, dass sie betrogen wurde oder es gibt diese Fälle derzeit noch nicht.»

Wissen die Sozialwerke mehr? «Wir haben bislang keine solchen Fälle registriert. Wir sind aber vermutlich auch nicht besonders im Fokus von Betrugsversuchen, weil wir als Hilfswerk primär Überlebenshilfe leisten und in der Regel keine Finanzhilfe», sagt das Sozialamt Pfarrer Sieber.

Die ehemalige Stadtmission Solidara hilft bedürftigen Menschen auf den Strassen und kennt diese gut. Auch bei Solidara ist man vorsichtig: «Mit einer allgemeinen Aussage würde man Menschen in einen Topf werfen. Es könnte sich auch nur um einen Einzelfall handeln. Vermutlich ist es noch zu früh, um hier Antworten zu finden», sagt eine Sprecherin. Bis jetzt hat auch der ZüriToday-Leser keine Antwort vom angeblichen Ukrainer erhalten.

veröffentlicht: 18. März 2022 06:53
aktualisiert: 18. März 2022 09:21
Quelle: ZüriToday

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