Im Frühjahr 2020 bricht die Corona-Pandemie aus. Nicht lange dauert es, da formieren sich hierzulande bereits die ersten Massnahmen-Skeptiker. Einer von ihnen ist D.S. – so nennen wir ihn, weil sein Telegram-Account «Do Something» heisst. Meist trägt der Mann mit Vollbart einen Kartonhut, auf dem «Kein Sex mit Geimpften» steht.
Wohnhaft ist D.S. im Raum Zürich, und hier will er, seinem Telegram-Namen folgend, etwas tun – etwas gegen Geimpfte und Massnahmen-Befürworter. Konkret heisst das: Er fotografiert heimlich Passanten ab und lädt die Fotos unzensiert in einer Telegram-Gruppe der Organisation «Freie Linke» hoch, dazu schreibt er auf Englisch:
Passanten wissen nicht, was Mann tut
Auf einem anderen Foto sieht man mehrere Passanten, D.S. zufolge in der Hauptstadt Bern, welche über ein Kreidegemälde laufen. Dieses hatte er selbst dorthin gemalt; es verunglimpft den Pfizer-Impfstoff. Zum Foto schreibt er, ebenfalls auf Englisch: «Die Bevölkerung ist dümmer als Sch**sse, (...). Selbst in einer belebten Gegend sind diese Schweizer Gruppen zum Scheitern verurteilt.»
Allem Anschein nach wissen die fotografierten Personen nicht, dass sie als Geimpfte dargestellt werden. Weil das Recht am eigenen Bild grundsätzlich keine strafrechtliche, sondern eine zivilrechtliche Angelegenheit darstellt, ist eher unwahrscheinlich, dass D.S. ernsthafte Konsequenzen drohen. Die Stadtpolizei Zürich kann auf Anfrage auch nicht bestätigen, dass hier eine entsprechende Anzeige eingegangen ist.
D.S. hat bereits «Bern-Verbot»
Die Frage aber bleibt: Was will D.S. bezwecken? Ein Szenekenner, der sich mit dem zirka 40- bis 50-Jährigen schon länger beschäftigt und anonym bleiben möchte, sagt zu ZüriToday: «Es geht ihm längst nicht mehr um die Massnahmen; von denen sind aktuell ja sowieso keine gültig. Er will das bestehende System stürzen. Auf Telegram ist auch schon das Wort ‹Bürgerkrieg› gefallen.»
Und Stichwort Bern: Auf dem gesamten Stadtgebiet hat D.S. aktuell Rayonverbot, und zwar für ganze zwei Jahre, wie Polizeidokumente belegen. Demnach habe er am 19. Februar dieses Jahres am Bahnhof Bern Corona-kritische Schriftzüge hingemalt und so die öffentliche Ordnung gestört – so wie auch schon am HB in Zürich, am Bahnhof Stadelhofen und in Winterthur.
Auch in den «eigenen Reihen» sorgt er für Unmut
Dort habe er auch schon temporäre Wegweisungen kassiert, so der Szenekenner. Er brülle wiederholt Maskentragende an oder beleidige Passanten auf aggressive Weise: Vor Spitälern beispielsweise male er mit Kreide Anti-Impf-Parolen hin. Aufgrund seines Wohnorts in der Nähe sei ein mehrjähriges Rayonverbot wie in Bern aber unverhältnismässig: «In Bern darf D.S. nicht mal mit dem Zug durchfahren. Das ist schon hart.»
Apropos Wegweisungen: Solche seien ihm auch schon auf Telegram widerfahren, glaubt der Szenekenner. «Die Freien Linken scheinen die einzigen zu sein, die ihn in ihren Gruppenchats noch dulden. In anderen einschlägigen Foren taucht er nicht auf.» Mit seinen englischsprachigen, hetzerischen Nachrichten macht er offensichtlich aber auch andere «Freie Linke» wütend, wie folgender Telegram-Eintrag zeigt:
«Er ist an jeder Demo dabei»
Davon wird sich D.S. wohl nicht aufhalten lassen. «Er ist rund um die Uhr im Einsatz und fordert, dass es ihm alle gleich tun», so der Informant. «Er versucht sogar, Migranten für sich zu gewinnen und zu manipulieren, obwohl er sehr rechts eingestellt ist.» Ähnlich widersprüchlich sei auch, dass er auf Telegram gegen die Demonstrationen von diversen Anti-Corona-Gruppierungen wettere, weil diese nichts bringen würden. «Er ist aber trotzdem an jeder Demo dabei.»
Ein Schreiben der Berner Polizeibehörden an D.S. belegt dies: «Insgesamt nahmen Sie zwischen dem 23.09.2021 bis zum 21.11.2021 mindestens an fünf unbewilligten Demonstrationen teil», steht dort. Wann D.S. das letzte Mal in und um Zürich gesichtet wurde, ist nicht klar. Die Fotos von nichts ahnenden Passanten datieren aber von letzter Woche – nicht ausgeschlossen, dass weitere folgen.
Du hast was gesehen und willst uns davon berichten? Dann melde dich doch bei uns und werde unser Leserreporter: