Oerlikon

Vor dem «Marsch fürs Läbe» in Zürich sorgen Gewaltaufrufe für Aufsehen

15.09.2023, 11:58 Uhr
· Online seit 15.09.2023, 10:02 Uhr
Diesen Samstag findet die grösste Kundgebung der Schweiz gegen Schwangerschaftsabbrüche statt. In Zürich-Oerlikon treffen sich die «Pro Life»-Sympathisanten zur Demonstration. Gegengruppierungen rufen dazu auf, die Veranstaltung gewaltsam zu stören.

Quelle: Marsch fürs Läbe in Zürich Oerlikon / Archivvideo September 2022 / TeleZüri

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Bereits seit letztem Frühling ist klar: Die Stadt Zürich hat Abtreibungsgegnern wie schon im vergangenen Jahr sowohl einen Umzug als auch eine Platzkundgebung in Zürich-Oerlikon zugesagt.

Im Zusammenhang mit dem «Marsch fürs Läbe» kam es in früheren Jahren mehrfach zu Auseinandersetzungen mit der Polizei und Teilnehmenden von Gegendemonstrationen.

Gegenbewegung will «Fundis boxen»

In letzter Zeit tauchen in der Stadt immer mehr Sprayereien auf, die auf die Gegendemo in Oerlikon hinweisen. «16.9. Oerlikon Fight Fundis» prangt in violetter Schrift in der Langstrassen-Unterführung. Oder: «Fundis boxen» – ein expliziter Aufruf zu Gewalt an Kundgebungs-Teilnehmenden.

Auch auf Instagram finden sich zahlreiche Posts, die zur Störung des «Marsch fürs Läbe» aufrufen. «Wir werden den Fundis in Oerlikon den ganzen Tag vermiesen», heisst es beispielsweise. Woher kommt dieser Hass?

Aktivistin sieht Schuld bei Polizei

Eine, die sich gegen den «Marsch fürs Läbe» ausspricht, ist Jannika, die nur mit ihrem Vornamen auftreten will. Sie engagiert sich im Feministischen Streikkollektiv Zürich und ist Mutter eines Kindes. Jannika sieht den Grund für die Ausschreitungen in der Vergangenheit bei der Polizei, wie sie gegenüber ZüriToday sagt: «Teilweise wurde man nur schon mit einem T-Shirt, auf das ‹Pro Choice›-Botschaften gedruckt waren, kontrolliert und weggewiesen. Deshalb kann ich nachvollziehen, wenn Anwesende wütend wurden und sich wehrten.»

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Angesprochen auf die aktuellen Gewaltaufrufe sagt sie: «Grundsätzlich finde ich, Menschen sollten anderen niemals Gewalt androhen. Die Sprayereien zeigen jedoch, wie viel Wut und Angst bei diesem Thema vorhanden sind. Weltweite Entwicklungen gehen in Richtung der Verschärfung von Schwangerschaftsabbrüchen – sowohl in den USA als auch in unseren Nachbarländern. Deshalb verstehe ich die Beweggründe für diese Äusserungen.»

Neben ihren Forderungen, Schwangerschaftsabbrüche aus dem Strafgesetz zu streichen, kritisiert die Aktivistin, dass Kinder und Menschen mit Behinderung für den «Marsch fürs Läbe» «instrumentalisiert» würden. «Die Abtreibungsgegner drücken diesen verletzlichen Gruppen ihre Glaubenssätze auf, ohne dass diese verstehen, worum es eigentlich geht», so Jannika. Deshalb findet sie es auch legitim, dass die Veranstaltung gestört werde.

Veranstalterin: «Solche Aufrufe sind wir gewohnt»

Was sagen die Veranstalter der Kundgebung am Samstag? Bei der Präsidentin und Mediensprecherin des «Marsch fürs Läbe», Beatrice Gall, lösten solche Aufrufe Trauer aus, wie sie sagt: «In einem Rechtsstaat haben solche Äusserungen nichts zu suchen.» Sie verweist auf die freie Meinungsäusserung, die die Gegendemonstrierenden mit ihren Störaktionen verletzen.

Eingeschüchtert fühle man sich davon aber nicht. «Wir organisieren mittlerweile den dreizehnten Marsch. Solche Aufrufe sind wir gewohnt. Wir werden die Kundgebung in jedem Fall durchführen und freuen uns auf den Anlass.»

Auf die Kritik der «Instrumentalisierung von Kindern und Menschen mit Behinderung» von Jannika argumentiert Gall: «Wir instrumentalisieren diese Menschen nicht. Im Gegenteil: Mit unserem Engagement schützen wir diese vulnerablen Personengruppen. Denn ein grosser Teil der Menschen mit Behinderung werden abgetrieben.»

Die Argumente sind klar, die Fronten verhärtet. In jedem Fall wird die Stadtpolizei Zürich mit einem Aufgebot vor Ort sein, wie ein Anruf von ZüriToday bei der Medienstelle bestätigt.

veröffentlicht: 15. September 2023 10:02
aktualisiert: 15. September 2023 11:58
Quelle: ZüriToday

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