Wer an New York denkt, hat auch automatisch ein Bild der «Grünen Lunge» vor sich – dem Central Park. In Zukunft soll auch, wer an Zürich denkt, einen solchen Central Park vor dem inneren Auge haben. Wieso das? Nichts Geringeres als einer der grössten Stadtparks der Welt schwebt der Interessensgemeinschaft Seepärke vor, wenn sie von ihrem Projekt am linken Zürichseeufer berichtet.
350'000 statt 30'000 Quadratmeter grosser Park
2021 hatte die Interessensgemeinschaft die Initiative "Mythen-Park"eingereicht, um zwischen Strandbad Mythenquai und General-Guisan-Quai eine Parkanlage mit einer Fläche von 30'000 Quadratmetern zu bauen. Der Plan: «qualitativ hochwertige Erholungszonen» zu schaffen, schreibt die IG auf ihrer Webseite. Das will die Interessensgemeinschaft noch immer, nur hat sie ihr Vorhaben verzehnfacht: Der Park soll neu 350'000 Quadratmeter gross sein – und «ein Central Park für Zürich» werden.
Die IG möchte «unser wertvollstes grünes Juwel, nämlich den See und sein Ufer, wieder der Bevölkerung zurückzugeben.» Den See der Bevölkerung zurückgeben – was heisst das konkret?
Auch Landiwiese soll zum Central Park gehören
Direkt am See soll der 350'000 Quadratmeter grosse Central Park entstehen. Der bei Einreichen der Initiative geplante Mythenpark soll gemeinsam mit Belvoir- und Rieterpark, der Landiwiese und der Saffa-Insel im neuen Central Park aufgehen. Insgesamt soll eine 1,7 Kilometer lange, verkehrsfreie Zone entstehen. Der Mythenquai muss dafür um 1000 Meter abgesenkt und die Seestrasse unter den Boden verlegt werden.
Sukkulenten-Sammlung soll zum Zoo «zügeln»
Nicht Teil des Central Parks soll die über 90 Jahre alte Sukkulenten-Sammlung sein. Wieso das? Die Standortgebundenheit sei «absolut nicht mehr gegeben», steht auf der Webseite. Sprich: Die Sukkulenten-Sammlung müsse nicht am See stehen, sie könne auch anderswo Besucherinnen und Besucher anlocken.
Ganz verschwinden soll die «artenreichste Sukkulenten-Sammlung der Welt» jedoch nicht – nur umziehen. Die Interessensgemeinschaft erklärt im gleichen Zug dann auch, wo die Sammlung neu ein Zuhause finden könnte: «Beim Zoo oder beim Albisgütli, unser Favorit ist jedoch eine mögliche Realisierung bei den Tropenhäusern des Botanischen Gartens», schreiben sie auf der Webseite weiter.
«Sukkulenten-Sammlung mit Schmetterlingshaus und Voliere»
Der Umzug kommt überraschend: Bei der Lancierung der Initiative sprachen die Initiantinnen und Initianten noch davon, einen einzigen grossen Park zu bauen, der mit einer «erweiterten Sukkulenten-Sammlung, mit Schmetterlingshaus und Voliere» zum Schlendern einlade, wie es in einem Imagevideo heisst.
Was ist in der Zwischenzeit passiert?
Die Sukkulenten-Sammlung muss saniert werden. Ob sie umgebaut oder durch einen Neubau ersetzt werde, sei zum jetzigen Zeitpunkt noch unklar, schrieb die Stadt Zürich in einer Mitteilung Anfang März. Laut IG Seepärke bleibt die Sukkulenten-Sammlung am gleichen Ort und wird grösser sein als bisher.
«Bei uns fand ein Umdenken statt. Die neue Sammlung wird dreimal so gross wie jetzt und verbaut damit die wertvolle Fläche am See», erklärt Walter Wäschle, Architekt und Mitglied der IG Seepärke, im Gespräch mit ZüriToday.
Die Sukkulenten-Sammlung hat laut dem Architekten an ihrem jetzigen Standort nichts zu suchen, denn sie sei ein geschlossenes, nicht öffentlich zugängliches Gebäude. «Wir wollen keine Bauten: nur einen Park, nur Grünfläche», betont Wäschle. Deshalb habe die IG Seepärke Alternativstandorte für die Sukkulenten-Sammlung vorgeschlagen.
Stadt Zürich äussert sich erst bei einer Abstimmung
Die Stadt Zürich kann zum jetzigen Zeitpunkt keine Auskunft geben, da die Initiative beim Stadtrat liegt. Erst bei einer Annahme oder Ablehnung der Initiative könne sich die Stadt genauer äussern.
Klar ist: Besucherinnen und Besucher freuen sich über die Lage der Sukkulenten-Sammlung. «Wunderschön gelegen am See. Eine Oase der Erholung. Sei es nur für eine ruhige Stunde, es lohnt sich wirklich», schreibt jemand auf Google. Ein anderer betont die Vorzüge während eines Spaziergangs am See: «Sehr netter Zeitvertreib, wenn man in der Gegend spazieren geht.»
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