Kurz vor dem Winter

Stäfner haben wegen Missverständnis Mitleid mit Surprise-Verkäuferin

20.10.2022, 09:41 Uhr
· Online seit 20.10.2022, 08:01 Uhr
Eine langjährige Verkäuferin des Surprise-Magazins soll aus dem Einkaufszentrum Goethestrasse in Stäfa verbannt worden sein. Im Netz gibt es dafür nur Unverständnis und Kopfschütteln. Doch nun stellte sich heraus, dass sich die Verkäuferin freiwillig dazu entschieden hatte.
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«Keine gute Neuigkeit: Frau Genet, unsere langjährige liebenswerte Surprise-Verkäuferin in Stäfa, darf nicht mehr im Goethe-Zentrum sitzen», beginnt am Dienstag ein Post in der Facebook-Gruppe «Du bisch vo Stäfe wän … ». Die Verkäuferin des Strassenmagazins, das seit 1998 benachteiligte Menschen in der Schweiz zu unterstützen versucht, sei von der Hausverwaltung vor die Türe verbannt worden.

«Schweinerei»

«Und dies vor der kalten Jahreszeit. Das stimmt mich nachdenklich, nein es betrübt und ärgert mich», heisst es weiter. Ähnlich reagieren auch andere User auf die Entscheidung des Einkaufszentrums und fragen sich, wer dies veranlasst habe. «Unverständlich!!!», «Schweinerei» und «Frechheit» lauten nur einige der Kommentare unter dem ursprünglichen Post.

Allesamt zeigen sich solidarisch mit der Verkäuferin. Man wolle nun Unterschriften sammeln und einen Brief an die Verwaltung des Einkaufszentrums schicken. Schliesslich sei die Verkäuferin seit gut 10 Jahren ein bekanntes Gesicht im Einkaufszentrum. «Sie ist immer freundlich und so beliebt», schreiben User über die ursprünglich aus Äthiopien stammende Verkäuferin.

Verwaltung noch ohne Reaktion

Wer dafür verantwortlich ist, dass die Verkäuferin nicht mehr im Innenbereich arbeiten kann, war unklar. Apleona Real Estate, die zuständige Verwaltung, hattte auf Nachfrage von ZüriToday nicht reagiert. Auch in der Facebook-Gruppe wusste niemand, wer verfügt hatte, dass die Verkäuferin das Gebäude verlassen musste.

Eines steht hingegen fest: Anwohnende von Stäfa wollen sich für Frau Genet einsetzen. «Dort behindert oder stört sie niemanden. Das macht absolut keinen Sinn», so ein Kommentar auf Facebook.

Missverständnis als Ursache

Wie die «Zürichsee-Zeitung» schreibt, basiert der mediale Wirbel allerdings auf einem Missverständnis. Die Hausverwaltung der Liegenschaft habe keinerlei Kenntnis von dem Vorfall. Es sei aber gar der Filialleiter der Migros Stäfa gewesen, der die Verkäuferin wieder hineingebeten habe. Diese setzte sich freiwillig an die frische Luft, nachdem ihr der Platz im gut besuchten Einkaufszentrum zwischenzeitlich zu eng geworden war, wie die Zeitung aus dem Umfeld der Frau erfuhr. 

Ihr Fillialleiter in Stäfa, Alexander Niederberger, habe am Dienstag mit der Frau das persönliche Gespräch gesucht, um die Situation klarzustellen, sagt eine Mediensprecherin der Migros Genossenschaft Zürich. Auch die Geschäftsleitung des Vereins Surprise bestätigt dies. Die Verkäuferin darf sich demnach weiterhin in der Zentrumsmall aufhalten und das Magazin verkaufen.

veröffentlicht: 20. Oktober 2022 08:01
aktualisiert: 20. Oktober 2022 09:41
Quelle: ZüriToday

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