Künstliche Intelligenz

ZüriCityGPT: So schlägt sich die lokale Alternative gegen ChatGPT

· Online seit 18.06.2023, 09:06 Uhr
Zürich bekommt sein eigenes ChatGPT. ZüriCityGPT soll alles wissen, was auf der Website der Stadt steht und beantwortet die Fragen dazu von Zürcherinnen und Zürchern. ZüriToday hat das Tool getestet und mit ChatGPT verglichen.
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Nachdem ChatGPT die Welt erobert hat, gibt es nun ein KI-Tool eigens für Zürich. ZüriCityGPT bezieht seine Informationen von der Website der Stadt. Wieso braucht es ein solches Tool? «Da die Suche auf der Website der Stadt Zürich nicht die beste ist, habe ich gefunden, ich probiere das mal aus», sagt Christian Stocker. Er ist Mitgründer der Digitalagentur Liip und hat ZüriCityGPT entwickelt.

Grundsätzlich wollte Stocker einfach mal die Technologie ausprobieren, als er Zeit dafür hatte: «Eine erste Version, die funktioniert hat, gab es nach zwei Tagen. Danach habe ich noch optimiert.»

Ein Beispiel zeigen die kommenden Abstimmungen am Sonntag, 18. Juni. Hier konnte der Chatbot die Vorlagen nicht nennen. Entwickler Christian Stocker klärt aber auf: «Mit der Jahreszahl funktioniert es. Ansonsten findet das Tool die Abstimmungen nicht, obwohl es diese eigentlich kennt.»

ZüriToday hat ZüriCityGPT einige Fragen gestellt und die Antworten mit ChatGPT verglichen:

Wie viele Einwohnerinnen und Einwohner hat Zürich?

Angefangen haben wir mit einer einfachen Frage zur Bevölkerung: ZüriCityGPT bezieht sich in seiner Antwort auf einen Artikel vom 24. Januar 2014, demnach habe Zürich 400'028 Einwohnerinnen und Einwohner. Das Tool verweist aber auch auf einen aktuelleren Artikel aus dem Jahr 2016 und fügt an: «Leider habe ich keine aktuellen Daten zur Einwohnerzahl von Zürich.»

Laut ChatGPT wohnen ein wenig mehr Menschen in Zürich, hier sind es 432'000 Menschen. Es fügt aber an, wie bei vielen Antworten, die sich auf aktuelles Wissen bezieht: «Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass diese Angabe auf Daten basiert, die vor meinem Wissensstand vom September 2021 verfügbar waren.»

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Wo kann ich Züri-Säcke kaufen?

Für die Abfallsäcke liefert die Stadtversion eine klare Antwort: «Sie können Züri-Säcke im Detailhandel kaufen. Der blaue Züri-Sack ist seit dem neuen Jahr erhältlich und ein Viertel günstiger als zuvor. Die weissen Züri-Säcke dürfen weiterhin verwendet werden.»

ChatGPT hingegen erklärt erst, was Züri-Säcke sind und listet dann auch die Läden auf, wo Zürcherinnen und Zürcher das Produkt kaufen können. Zudem schreibt der Chatbot, dass die Züri-Säcke auch in Online-Shops verfügbar seien.

Welche ist die grösste Veranstaltung in Zürich?

Bei der Frage nach der grössten Veranstaltung scheiden sich die Geister bei den beiden Tools. ZüriCityGPT schreibt, es sei das Züri Fäscht: «Es ist das grösste Volksfest der Schweiz und lockt rund 2 Millionen Besucher während drei Tagen in die Innenstadt und ans Seebecken.»

ChatGPT beantwortet die Frage mit der Street Parade, nennt jedoch keine konkrete Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Der Bot ergänzt: «Es ist jedoch zu beachten, dass dies eine spezifische Veranstaltung ist und es auch andere grosse Veranstaltungen in Zürich geben kann, je nachdem, welchen Aspekt man betrachtet (z. B. kulturelle Veranstaltungen, Sportveranstaltungen, Musikfestivals, usw.).»

Dürfen homosexuelle Paare in Zürich heiraten?

Da ZüriCityGPT seine Antworten von der Website der Stadt Zürich bezieht, sollte schon fast klar sein, dass es hier die richtige Antwort liefert: «Ja, homosexuelle Paare dürfen in Zürich heiraten. Seit dem 1. Juli 2022 ist die ‹Ehe für alle› in der Schweiz in Kraft. Gleichgeschlechtliche Paare können nun entweder ihre eingetragene Partnerschaft in eine Ehe umwandeln oder eine neue Ehe eingehen.»

Auch ChatGPT weiss, dass gleichgeschlechtliche Paare heiraten dürfen und fügt an, dass dies im Jahr 2021 legalisiert worden sei. Für die neusten Informationen zum Thema verweist das Tool auf offizielle Quellen.

Wie viele McDonald's gibt es in Zürich?

Mit den Website-Informationen der Stadt könne das Zürcher GPT keine genauen Angaben zur Anzahl McDonald's machen. Eine Info hat das Tool herausgepickt: «Es gibt eine Medienmitteilung des Tiefbau- und Entsorgungsdepartements, in der ERZ Entsorgung + Recycling Zürich und McDonald's gemeinsam eine Putzaktion in der Zürcher Innenstadt durchführen. Dies deutet darauf hin, dass es zumindest eine McDonald's Filiale in Zürich gibt.»

ChatGPT antwortet hier: Es gebe in der Stadt 14 McDonald's-Filialen. Diese Zahl bezieht sich jedoch auf die Anzahl Filialen im September 2021. Für aktuellere Informationen rät der Chatbot, «die McDonald's-Website oder andere zuverlässige Quellen zu überprüfen.»

Welches ist das höchste Gebäude in Zürich?

Hier liefert die Züri-Version die richtige Antwort, der Prime Tower mit 126 Meter. Zudem peppt es seine Antwort mit weiteren Fakten auf: «Im Vergleich zu den Hochhäusern in Frankfurt oder Taipei ist der Prime Tower jedoch vergleichsweise klein. Zürich bleibt also weiterhin Zürich, auch mit ein paar höheren Gebäuden.»

Ähnlich klingt es bei ChatGPT: «Das höchste Gebäude in Zürich ist der Prime Tower. Der Prime Tower ist ein Wolkenkratzer mit einer Höhe von 126 Metern und 36 Stockwerken.» Der Bot liefert allerdings auch falsche Antworten, beispielsweise ein Gebäude, das nicht ganz so hoch ist: «Das höchste Gebäude in Zürich ist der Hard Turm Park. Der Hard Turm Park ist ein Wolkenkratzer mit einer Höhe von 137 Metern und 37 Stockwerken. Er wurde im Jahr 2022 fertiggestellt.» Zur Aufklärung: Das Hochhaus des Hard Turm Park ist 80 Meter hoch.

Wie viel verdient ein Stadtrat in Zürich?

Hier bezieht sich ZüriCityGPT auf eine offizielle Information der Stadt: «Gemäss der Medienmitteilung des Finanzdepartements der Stadt Zürich vom 9. Januar 2008 hat der Stadtrat beschlossen, die Lohnobergrenze für Stadtratsmitglieder auf 250'000 Franken festzulegen.» Zudem werde die genaue Höhe des Lohns fürs Stadtpräsidium nicht erwähnt.

Laut ChatGPT können die Gehälter je nach Position und Verantwortungsbereich variieren. Die Löhne der Stadtrats-Mitglieder befänden sich laut dem Tool aber etwa bei 140'000 bis 190'000 Franken.

Wie kann Zürich sein Verkehrsproblem lösen?

Um das Verkehrsproblem in Zürich zu lösen, gebe es verschiedene Massnahmen, schreibt ZüriCityGPT und zählt folgende Punkte auf – jeweils mit zusätzlicher Erklärung: Adaptive Verkehrsnetzsteuerung zur Verbesserung des Verkehrsflusses, Ausbau des öffentlichen Verkehrs, Steuerung der Verkehrsspitzen sowie Förderung nachhaltiger Mobilität. Die Liste wäre noch ausführlicher, danach kommt aber die Meldung: Komplette Antwort war leider zu lang und wurde vom System gestoppt.

ChatGPT antwortet, schon fast in Politik-Manier: «Die Lösung von Verkehrsproblemen ist eine komplexe Herausforderung, die eine ganzheitliche Herangehensweise erfordert. Hier sind einige Massnahmen, die Zürich ergreifen kann, um sein Verkehrsproblem anzugehen.» Hier erfolgt ebenfalls eine Auflistung mit ähnlichen Punkten, beispielsweise zur Förderung von ÖV, Velo und Carsharing.

Wo finde ich in Zürich eine günstige Wohnung?

Schaffen die Bots, was fast niemand schafft? Eine günstige Wohnung in Zürich zu finden? Auch hier folgt bei ZüriCityGPT eine Auflistung: Einerseits sind darunter die bekannten Angebote für Studierende. Andererseits auch Wohnungen der Stadt Zürich, die jeweils mittwochs ausgeschrieben werden sowie Genossenschaften und Stiftungen, die Wohnraum anbieten.

In diesem Fall ist ChatGPT ein wenig ehrlicher: «Die Suche nach einer günstigen Wohnung in Zürich kann eine Herausforderung sein, da die Mietpreise in der Stadt tendenziell hoch sind. Dennoch gibt es einige Möglichkeiten, um potenziell günstigere Wohnungen zu finden.» Auch hier folgt die gleiche Auflistung sowie der Tipp, man solle doch in ein Randgebiet ziehen.

Das Fazit: ZüriCityGPT kann mit dem weltweit genutzten ChatGPT mithalten. Wer auf Aktualität setzt, kommt mit der Stadtversion sogar besser weg – falls die Antwort noch nicht genügend ausfällt, kann man die Frage umformulieren oder mit Infos ergänzen. Für Zürcherinnnen und Zürcher stellt sie eine Alternative dar, was Fragen zur Verwaltung angeht.

veröffentlicht: 18. Juni 2023 09:06
aktualisiert: 18. Juni 2023 09:06
Quelle: Today-Zentralredaktion

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