Quelle: TeleZüri, Sendung vom 15. Dezember 2018
Der Car-Chauffeur aus Italien wird wegen mehrfacher fahrlässiger Tötung, mehrfacher fahrlässiger Körperverletzung sowie fahrlässiger grober Verletzung der Verkehrsregeln angeklagt. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, auf der schneebedeckten und vereisten Fahrbahn viel zu schnell gefahren zu sein, wie sie am Mittwoch mitteilte.
Dies habe dazu geführt, dass der Car trotz Vollbremsung frontal gegen die Mauer am Autobahn-Ende prallte. Der Aufprall war derart heftig, dass eine Passagierin aus dem Bus geschleudert wurde und in die zehn Meter darunter fliessende Sihl stürzte. Sie konnte nur noch tot geborgen werden. Rund zwei Wochen nach dem Unfall starb im Spital eine weitere Person an den Folgen des Unfalls.
Welches Strafmass die Staatsanwaltschaft fordert, gibt sie erst am Prozess bekannt. Wann dieser stattfindet, ist noch offen.
Der Car war an einem Sonntagmorgen um 4.15 Uhr auf der Sihlhochstrasse in Zürich ins Schleudern geraten und in die Mauer am Autobahnende geprallt. Der Bus war für Flixbus von Genua nach Düsseldorf unterwegs.
Astra installierte Beton-Elemente
Die Mauer, welche den Car aufhielt und über welche das erste Todesopfer in die Sihl stürzte, bildet das Ende eines Autobahn-Stummels. Auf die Tatsache, dass die Autobahn dort zu Ende ist, wurde zum damaligen Zeitpunkt nicht speziell hingewiesen.
Die Fahrspur bog einfach rechts ab. Wer jedoch links auf den Pannenstreifen geriet, etwa weil die Linien auf der Strasse zugeschneit waren, hatte bald die Mauer vor sich. Eine Absperrung gab es damals nicht, weil der «Stummel» regelmässig von Polizei und Rettungskräften als Wendeplatz genutzt wurde.
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Das Bundesamt für Strassen (Astra) installierte nach dem Car-Unglück Betonelemente, welche nun verhindern sollen, dass Verkehrsteilnehmende versehentlich geradeaus in die Mauer fahren.
Ein Rest der Autobahn-Euphorie
Der «Stummel» der Sihlhochstrasse zeugt von der einstigen Autobahn-Euphorie. Die im Jahr 1974 eröffnete Sihlhochstrasse sollte den Südast des «Expressstrassen-Ypsilon» bilden, der quer durch die Stadt Zürich hätte führen sollen.
Das «Ypsilon» wurde nie fertiggestellt. Nach jahrelangen Auseinandersetzungen wurde das Projekt beerdigt. Von den Plänen übrig blieb nur der bereits gebaute Autobahn-Stummel über der Sihl.
Nicht der erste schwere Unfall an dieser Stelle
Im März 2016 gab es an dieser Stelle bereits einmal einen schweren Unfall. Damals hatte sich an einem Nachmittag ein Stau gebildet, ein Lastwagenfahrer fuhr von hinten auf die stehenden Fahrzeuge auf, geriet nach links auf den Pannenstreifen und schliesslich auf den Autobahn-Stummel.
Anders als beim Flixbus im Dezember 2018 gab die Abschrankung damals aber nach. Der Lastwagen durchbrach die Mauer, so dass er zehn Meter in die Tiefe stürzte und in der Sihl landete. Der Chauffeur erlitt schwere Verletzungen an den Beinen, überlebte aber.
(sda/osc)