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Velostreit in der Kampfzone Neugasse eskaliert

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Velostreit in der Kampfzone Neugasse eskaliert

29.04.2024, 07:48 Uhr
· Online seit 26.04.2024, 16:31 Uhr
Es ist ein Zwist, der seit Jahrzehnten tobt: Velofahrende nutzen trotz Fahrverbot ein Strässchen an der Josefwiese als Abkürzung zwischen Neugasse und Geroldstrasse. Mit einem neuen Hindernis wollten Anwohnende das Verbot nun endlich durchsetzen, doch die Barrikade ist nach wenigen Tagen wieder weg.
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Das seit 1996 geltende Fahrverbot auf der Neugasse wurde in der Vergangenheit nicht nur ignoriert, sogar die Stadt Zürich schien es nicht besonders ernst zu nehmen. Sie schrieb die Strasse nämlich zeitweise offiziell als Velovorzugsroute aus. Das wurde mittlerweile zwar relativiert, der Weg wird aber nach wie vor gerne und häufig mit Zweirädern befahren.

Quelle: ZüriNews / Velofahrer pfeifen auf Fahrverbot an der Neugasse / Beitrag vom 30. November 2022

Vor wenigen Tagen dann die Eskalation. Die Eisenbahnergenossenschaft Dreispitz, der gleich nebenan einige Wohnblocks gehören, stellte zwei Absperrgitter quer über die Neugasse, verbunden mit einem Holzbrett. Diese Barrikade macht den Velos die Durchfahrt zwar nicht unmöglich, aber zu einer mühsamen Angelegenheit.

Hin und Her im Veloverkehr

Hässige Reaktionen liessen nicht lange auf sich warten. Velofahrende empörten sich über das Hindernis; das Magazin «Tsüri.ch» wies darauf hin, dass dadurch auch Rollstühle und Kinderwagen benachteiligt würden. Von einem «Kleinkrieg» und einer «veritablen Schikane» schrieb die «Vereinigung Zürich-West» auf Instagram.

Am Montagmorgen folgten den Worten dann Taten. Jemand – mutmasslich Velofahrende am Ende ihrer Geduld – schob die Konstruktion kurzerhand beiseite. Die Genossenschaft reagierte und stellte sie wieder an ihren alten Platz. Am Freitagmorgen war die Barriere dann plötzlich ganz verschwunden.

Genossenschaft strebt definitive Lösung an

Der Boden gehört der SBB. Diese schreibt laut «NZZ», das seit mehreren Jahrzehnten geltende Fahrverbot sei von der Genossenschaft angestrebt worden, nicht von den SBB. Klar sei, dass bauliche Massnahmen – auch temporäre – niemanden benachteiligen sollten, der den Durchgang grundsätzlich benutzen dürfe.

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Der Vorstandspräsident der Genossenschaft, Daniel Brotschi, rechtfertigt das Vorgehen gegenüber der NZZ. Ihm zufolge habe die Zahl der Velofahrer und -kuriere auf dem Privatweg in den letzten Jahren stark zugenommen, vor allem mit E-Bikes. Die Stimmung sei zeitweise aggressiv. Vor allem ältere Bewohner hätten Angst, umgefahren zu werden, und wagten sich in der Hauptverkehrszeit nicht mehr auf die Strasse, so Brotschi.

Barriere verschwindet fürs Erste

Auch mit einer deutlicheren Signalisation des Fahrverbots habe sich nichts geändert. Die neue Absperrung ist nun ein neuer Versuch, dem Veloverkehr Einhalt zu gebieten. «Es ist sicher keine definitive Lösung, sondern ein Provisorium», sagte Brotschi. Bevor die Genossenschaft Geld für eine fixe – und dann auch rollstuhl- und kindergerechte – Konstruktion in die Hand nehme, wolle man prüfen, ob damit der gewünschte beruhigende Effekt erreicht werden könne.

Bleibt noch die Frage, warum die Absperrung am Freitagmorgen plötzlich verschwunden war. Das war geplant, wie Daniel Brotschi auf Anfrage von ZüriToday erklärt. Die Barriere wolle man nämlich nur unter der Woche aufstellen und habe sie deshalb aufs Wochenende abmontiert. Am Montag wird sie aber fürs Erste nicht wieder installiert. Vorher soll ein Gespräch mit der SBB, der Polizei, den städtischen Behörden und der Eisenbahnergenossenschaft stattfinden. Mit der Wirkung der Barriere ist man einstweilen zufrieden. Der verkehrsberuhigende Effekt sei eingetreten.

veröffentlicht: 26. April 2024 16:31
aktualisiert: 29. April 2024 07:48
Quelle: ZüriToday

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