Die Zahlen sind düster: Was die Logiernächte angelangt, ist die Region Zürich während der Pandemie schweizweit vom ersten auf den vierten Platz zurückgefallen - hinter Graubünden, Bern und dem Wallis.
Zwar legten die Logiernächte 2021 im Vergleich mit dem Vorjahr um fast 40 Prozent zu. Doch die Zahl der Übernachtungen im vergangenen Jahr war nicht einmal halb so gross wie noch 2019. Die Zürcher Hotels litten besonders unter Corona. Und mit dem Krieg in der Ukraine steht bereits die nächste Krise vor der Tür.
Entsprechend vorsichtig äusserte sich Zürich Tourismus heute zur Zukunft. «Eine vollständige Erholung dürfte frühestens für das Jahr 2025 zu erwarten sein», hiess es an einer Medienkonferenz. «Wir sind noch am Verdauen der letzten beiden Jahre. Sie haben die Branche arg mitgenommen.»
So wurden 2021 in der Tourismusregion Zürich, die von Baden bis nach Rapperswil und in den Kanton Zug reicht, 3,1 Millionen Hotelübernachtungen gezählt. 2020 waren es lediglich 2,6 Millionen, 2019 aber noch 6,5 Millionen.
Mehr einheimische, weniger asiatische Gäste
Pandemiebedingt veränderte sich die Zusammensetzung der Gäste weiter. Erneut ein starkes Wachstum gab es bei den Einheimischen: In der Subregion Zürich, die die Stadt, das Limmattal, das Knonaueramt und die Flughafengemeinden umfasst, belegten Schweizerinnen und Schweizer fast die Hälfte der gebuchten Hotelzimmer (plus 50,9 Prozent).
2021 wurden im Vergleich zum Vorjahr auch wieder mehr Gäste aus den Nachbarländern gezählt. Nach wie vor fehlen aber wegen Reisebeschränkungen insbesondere die Touristen aus Asien, aber auch Personen aus Grossbritannien und Russland, wie Zürich Tourismus und Zürcher Hoteliers an ihrer gemeinsamen Medienkonferenz erklärten.
Zimmerpreise brechen nicht ein
Die Zimmerauslastung in den Zürcher Hotels lag 2021 bei 40 Prozent. Im Lockdownjahr 2020 betrug sie 28 Prozent, im Vor-Coronajahr 2019 waren es 73 Prozent.
Die Zimmerpreise konnten sich trotz der tiefen Auslastung halten; pro bezahltem und belegtem Zimmer wird für 2021 ein Umsatzerlös von 238 Franken ausgewiesen. 2020 war der Erlös auf 216 Franken gefallen, davor lag er seit 2012 immer zwischen 225 und 239 Franken.
Dass kein Einbruch erfolgt sei, sei einerseits erstaunlich, heisst es in einer Mitteilung von Zürich Tourismus. Dies spreche aber andererseits «für die nach wie vor hohe Qualität der hiesigen Hotelbranche».
An der Medienkonferenz erneuerte Zürich Tourismus-Präsident Guglielmo L. Brentel die Forderung, dass auch Städte Tourismuszonen einrichten könnten, um in den Zentren die Geschäfte sonntags öffnen zu können, wie dies in den Bergregionen bereits möglich sei. Dies unter dem Titel der «Belebung der Innenstädte», wie Brentel sagte.
Krieg in der Ukraine: Amerika ist das Problem
Zum Krieg in der Ukraine äusserte sich Thomas Wüthrich, Direktor von Zürich Tourismus: «Niemand kann sagen, was die Ereignisse in Osteuropa für Folgen haben werden.» Russland sei für die Zürcher Hotels eher ein Nischenmarkt. Grössere Sorgen macht sich Wüthrich um die wichtigen Gäste aus Amerika. Diese reagierten bei Krisen in Europa sehr sensitiv, wie er im Interview mit ZüriToday sagte. Er geht davon aus, dass die Nachfrage aus Amerika 2022 unter den Erwartungen bleiben wird.
Trotz aller schlechten Nachrichten gab sich Zürich Tourismus optimistisch. Die Nachfrage ziehe bereits wieder an, etwa bei den Meetings und Tagungen, wo ein grosses Nachholbedürfnis bestehe. Ausserdem gebe es heute in Zürich mehr Hotelzimmer als vor der Pandeime. «Die Hotellerie hat das Schlimmste überstanden», ist Thomas Wüthrich überzeugt.
(sda/osc)