Reitmanege am Knabenschiessen

«Kein Esel läuft, wenn er nicht will»

· Online seit 12.09.2022, 18:40 Uhr
Im Zelt des Zirkus Rodolfo & Co. können Kinder auf Ponys und Eseln reiten – mitten in der Knabenschiessen-Chilbi. Ein Uservideo zeigt: Während ringsherum Trubel bis spät in den Abend herrscht, harren die Tiere im Zelt aus. Geht das?

Quelle: zVg

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Montagnachmittag an der Knabenschiessen-Chilbi: Die Sonne brennt vom Himmel. Hunderte Menschen drängen sich zwischen den Ständen. Bässe wummern, das Geschrei aus den Achterbahnen lässt den Lärmpegel über ein erträgliches Mass hinaustreten. Mittendrin in diesem Getümmel: Ein Zelt, in dem Ponys und Esel ihre Runden drehen. Gemächlich tragen sie auf ihren Rücken eine Kinderschar nach der anderen durch die Manege.

Ponys und Esel an einem Ort, an dem bis spät in den Abend noch so ein Radau herrscht – geht das überhaupt? Schadet man den Reittieren damit gar? Dies vermutet eine Leserreporterin und schickt ZüriToday ein Video, das die hell erleuchtete Manage um 22.30 Uhr zeigt, während rundherum immer noch Chilbi herrscht.

Tiere sind den Chilbi-Trubel gewohnt

Rosmarie Langjahr weist den Vorwurf der Leserreporterin zurück. Sie betreibt zusammen mit ihrem Mann Rudolf den Zirkus Rodolfo & Co. bei Amriswil, der auch die Reitmanege zum Knabenschiessen beisteuert. Wer sich die Zeit nehme, die Tiere zu beobachten, merke, wie entspannt diese auch auf der Chilbi seien. Sie kenne ihre Tiere, sagt Langjahr. Würden sich die Tiere am Chilbi-Geschehen stören, würden sie ohnehin den Dienst verweigern: «Kein Esel läuft, wenn er nicht will.»

«Ich kenne meine Tiere und würde nie eines mitnehmen, das sich hier unwohl fühlt», versichert die Zirkus-Leiterin. Der Lärm störe Ponys und Esel nicht, sie hätten gelernt, damit umzugehen. Überhaupt sei es für die Tiere wichtig, rauszukommen, Bewegung und Abwechslung zu haben. Als während dem Lockdown alle Veranstaltungen ausfielen, habe man gemerkt, wie ihnen der Ausritt fehlte.

Gestresst sind eher die Eltern

Um ihre Schützlinge macht sich Rosmarie Langjahr also keine Sorgen. «Ich mache das seit 35 Jahren und habe meinen Tieren gegenüber ein gutes Gewissen.» Dass in ihrem Zelt keine Tierquälerei stattfinde, bestätige auch der Schweizer Tierschutz (STS), der sich mit Besuchen einen Eindruck von der Manege verschafft habe. Rodolfo & Co. verfügt über das STS-Pferdelabel, das eine artgerechte Haltung ausweisen soll.

Unruhig, das fällt auch an diesem Nachmittag auf, sind eher die Gäste als die Tiere. Vor der Kasse von Rodolfo & Co. wird mit den Füssen gescharrt. Kaum ist ein Kind vom Rücken eines Ponys gehoben, wird schon das nächste draufgehievt, unter dem Drängen der Eltern. Viele Besucher seien ungeduldig, hätten es eilig, bestätigt Langjahr. Anders die Kinder: Manche haben ein Lieblingstier, freuen sich auf das Wiedersehen und warten geduldig, bis es frei wird.

(osc)

veröffentlicht: 12. September 2022 18:40
aktualisiert: 12. September 2022 18:40
Quelle: ZüriToday

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