Switcher-Chef findets dreist

Dubioser Online-Shop gibt sich als Zürcher Unternehmen aus

25.01.2024, 08:13 Uhr
· Online seit 25.01.2024, 07:57 Uhr
Der Online-Shop Lisavro Zürich wirbt damit, ein Schweizer Familienunternehmen zu sein. Auf der Website fehlen jedoch Angaben zur Firma. Beim Konsumentenschutz bestätigt man, dass Reklamationen zu unseriösen Shops zunehmen.
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«Lisavro besteht aus einem Team von leidenschaftlichen Menschen», steht auf der Website des Online-Shops Lisavro Zürich. Laut eigenen Angaben handelt es sich bei dem Shop um ein Schweizer Familienunternehmen, das es seit 2016 gibt. Als Standort ist Zürich angegeben.

Wenn man auf «Über Uns» klickt, findet man eine Beschreibung des Shops, unterschrieben mit Elena Müller & Team. Ob es bei Lisavro wirklich um einen Zürcher Shop handelt, das bezweifelt zumindest Marc Joss, Geschäftsführer bei der Schweizer Kleidermarke Switcher.

Über eine Werbung auf Instagram ist Joss, wie er ZüriToday erzählt, auf diesen Shop gestossen. «Am Anfang war ich neugierig und wollte wissen, wer hinter der Marke steht», so Joss. Der Textilunternehmer war überrascht, wie seriös die Website auf den ersten Blick aussieht: «Die Seite ist gut gemacht.» Schnell habe er aber gemerkt, dass es sich wahrscheinlich nicht um einen Schweizer Shop handle. Und auch die Produkte, die angeboten werden, hat er auf anderen Plattformen rasch gefunden.

«Triggert Punkte, die für Konsumenten wichtig sind»

Textilunternehmer Joss findet es vor allem dreist, dass der Shop vorgibt, ein Schweizer Familienunternehmen zu sein: «Man triggert damit bewusst Punkte, wie zum Beispiel ‹Swissness›, die für die Konsumenten wichtig sind.» Der Unternehmer fragt sich auch, warum so wenige Massnahmen gegen diese Shops ergriffen werden: «Die EU reguliert relativ stark, in diesem Bereich scheint sie jedoch untätig zu sein.»

Lisvaro Zürich ist nicht der einzige Shop, der nach diesem Schema funktioniert. Recherchen von ZüriToday führten zu einer weiteren Website, die zwar andere Produkte anbietet, optisch jedoch sehr ähnlich ist. Auffällig dabei: Der Text, den man im Bereich «Über Uns» findet, ist bis auf den Firmennamen identisch. Bei beiden Websites ist eine Elena Müller aufgeführt.

Mehr Reklamationen wegen dubiosen Online-Shops

Kontaktdaten zu den beiden Firmen gibts nicht – abgesehen von einer E-Mail-Adresse. Bei Online-Shops wäre eine Postadresse jedoch Pflicht. ZüriToday versuchte die Online-Shops über die jeweiligen E-Mail-Adressen zu kontaktieren. Die Betreiber reagierten jedoch nicht.

Auch beim Konsumentenschutz hat man Kenntnis von solchen Seiten. Geschäftsleiterin Sara Stalder bestätigt, dass die Reklamationen wegen dubiosen Online-Shops zunähmen. «Online-Shops schiessen wie Pilze aus dem Boden», so Stalder. Die Konsumentenschützerin rät deshalb, neu aufgetauchte Seiten kritisch zu prüfen: «Wenn Standardinformationen, wie eine Postadresse oder Angaben zur Unternehmung fehlen, ist das ein Alarmzeichen.»

«Solche Seiten sind eher gute Werbung für uns»

Angst, davor, dass diese dubiosen Shops der Textilindustrie schaden, hat Textilunternehmer Joss nicht: «Solche Seiten sind eher gute Werbung für uns. Wenn der Shop unseriös ist, bestellt man da genau einmal.» Er ist sich sicher, dass Shops, die Lager und Logistik in der Schweiz haben, die Kundinnen und Kunden am Ende überzeugen.

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veröffentlicht: 25. Januar 2024 07:57
aktualisiert: 25. Januar 2024 08:13
Quelle: ZüriToday

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