Antikapitalistischer CSD

Die «zweite» Pride? Nein, eine Alternative mit klarem Statement

27.06.2022, 14:32 Uhr
· Online seit 24.06.2022, 19:52 Uhr
Mit einer bewilligten Demonstration am Samstag will die Organisation des CSD Zürich eine Alternative zur Pride bieten. Die Organisation erkennt die Wichtigkeit der Pride, will aber deutlicher und radikaler sein. «Queer Liberation, not Assimilation», lautet das Motto.
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Der Pride Month ist noch nicht vorbei. Es bleiben noch einige Tage, um für die Rechte der LGBTQIA+ einzustehen. Genau diese verbleibenden Tage des Pride Month will das Kollektiv CSD ausnützen. Morgen findet ein Marsch auf dem «Ni Una Menos Platz», also auf dem Helvetiaplatz statt. Eine zweite Pride? Nein, das Kollektiv hat ein klares Statement zur Zurich Pride. Sie werde durch ihre Kommerzialisierung immer undeutlicher in ihrer politischen Haltung und biete keinen Safe(r) Space für alle Personen innerhalb der queeren Community. Was CSD bedeutet, erfährst du unten.

«Die Pride ist wichtig, aber wir wollen eine Alternative bieten»

«Die Zurich Pride ist ein wichtiger Anlass, dessen sind wir uns bewusst», erzählt Grace vom CSD Zürich. «Wir wollen die Pride keinesfalls auflösen oder abschaffen. Wir möchten, dass sich das Organisationskomitee gewisse Dinge überlegt», erklärt Grace. Den antikapitalistischen CSD störe es, dass die Polizei als «Pink Cops» an der Pride mitlauft, sagt Grace. Diese sei historisch für so viel Trauma der Queer-Gruppe verantwortlich.

Safe(r) Space für alle und keine systematische Diskriminierung. Deshalb gehen Menschen am Samstag wieder auf die Strasse. Moment – keine was? Von systematischer Diskriminierung werde gesprochen, wenn die Privilegierung gewisser Gruppen als normal und vorgegeben wahrgenommen wird, so Grace. «Es ist normal, dass cis hetero Paare Kinder kriegen, aber es ist nicht normal, dass lesbische Personen eine Samenspende erhalten», lautet das Beispiel von Grace.

Eine Woche nach der Pride – direkte Antwort auf die Pride

Es ist kein Zufall, dass der antikapitalistische CSD so kurz nach der Pride stattfindet. «Wichtig war, dass er im Juni stattfindet – Juni ist der Pride Month», erklärt Grace. «Weil wir eine direkte Alternative der Pride sein wollen, haben wir uns dazu entschieden, eine Woche später eine Antwort auf die Pride zu liefern.»

Die Demonstration soll «friedlich, aber laut» sein. «Wir wollen wahrgenommen werden und möchten, dass sich alle queeren Personen sicher fühlen», so Grace. Wie viele Personen kommen werden, weiss der CSD nicht. «Mit 500 bis 1000 Besuchern sind wir happy. Ausserhalb des Kollektivs rechnen Gewisse gar mit 5000 Leuten.»

Warum eigentlich «CSD»?

Der Name der Organisation orientiert sich am Christopher Street Day: der erste politische Aufstand der Stonewall-Unruhen gegen das System am 28. Juni 1969. Grace erklärt: «Grundsätzlich wollen wir an unsere Vorreiter*innen erinnern, an den Stonewall-Aufstand 1969, als viele queere Menschen sich gegen die polizeiliche Gewalt gestellt haben.» Der CSD will mit der bewilligten Demonstration eine radikale und antikapitalistische queere Politik im Sinne der ersten Pride verfolgen.

An der Zurich Pride vor einer Woche nahmen Zehntausende Menschen teil – ein Rekord. So verlief der Demonstrationsumzug unter dem Motto «trans – Vielfalt leben»:

Quelle: CH Media Video Unit / Silja Hänggi

veröffentlicht: 24. Juni 2022 19:52
aktualisiert: 27. Juni 2022 14:32
Quelle: ZüriToday

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