Fall Brian

Anwälte erstatten Strafanzeige gegen Kanton Zürich

21.02.2022, 11:39 Uhr
· Online seit 21.02.2022, 09:44 Uhr
Seit Jahren steht Brian, der wohl bekannteste Häftling der Schweiz, in den Medien. Erst vor kurzem wurde der 25-Jährige aus der Einzelhaft in ein normales Gefängnis verlegt. Seine Anwälte werfen den Behörden Versagen vor und fordern eine Untersuchung der Foltervorwürfe.
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Die Rechtsanwälte des jungen Straftäters Brian, der unter dem Namen «Carlos» bekannt wurde, haben im Auftrag ihres Mandanten Strafanzeige erstattet. Sie werfen den Verantwortlichen für Brians Haftregime schwere Körperverletzung, Freiheitsberaubung, Nötigung sowie Amtsmissbrauch vor und fordern die sofortige Freilassung.

Die Strafanzeige sei am 24. Dezember beim Zürcher Obergericht eingereicht worden. Zahlreiche Experten hätten Folter und unmenschliche Behandlung bei den Haftumständen festgestellt, hiess es am Montag an einer Medienkonferenz der Anwälte in Zürich. Über tausend Tage sei Brian einer völkerrechtswidrigen Isolationshaft ausgesetzt gewesen. Diese Umstände gehörten von unabhängiger Stelle untersucht, damit also nicht vom Kanton Zürich.

«Alles gestützt auf willkürliche Entscheidungen»

Die eingereichte Strafanzeige richte sich gegen «alle jene Personen, die dieses Regime geschaffen, bewilligt, die Finanzierung ermöglicht haben, all diejenigen, die konkret für den Vollzug verantwortlich sind».

Brian habe sich ab August 2018 in Isolationshaft in der Strafanstalt Pöschwies befunden, sagte Philip Stolkin, einer der Anwälte. Ihm sei der menschliche Kontakt sowie essentielle hygienische Mittel vorenthalten worden. Und «von medizinischer Versorgung kann man nicht wirklich sprechen», so Stolkin. «Alles gestützt auf willkürliche Entscheidungen.»

Arzt André Seidenberger, der Brian mittlerweile habe untersuchen können, sagte, er leide unter «lebensgefährlich» hohem Blutdruck. «Brian ist erst 26 Jahre alt.» Er weise zudem Hautveränderungen an Hand- und Fussgelenken auf, wo er jahrelang regelmässig gefesselt war.

Brian mittlerweile im normalen Vollzug

Die Rechtspflege sei über die medizinische Versorgung von Brian in der Vergangenheit getäuscht und belogen worden. Nicht mal Grösse und Gewicht seien den Ärzten bekannt gewesen. Die Gesundheitsdirektion untersuche nun offiziell die ärztliche Versorgung von Brian.

Inzwischen wurde Brian in ein Untersuchungsgefängnis im Kanton Zürich verlegt, wo er im «normalen» Vollzug mit zwanzig anderen Insassen sei und es gehe im besser, hiess es am Montag. Er könne Sport treiben und mit den Mitinsassen Kontakt pflegen. «Nun gilt er plötzlich nicht mehr als ‹brandgefährlich›», sagte sein anderer Anwalt Bernard Rambert.

veröffentlicht: 21. Februar 2022 09:44
aktualisiert: 21. Februar 2022 11:39
Quelle: ZüriToday

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