Leuchtkäfer

So wirkt sich die Lichtverschmutzung auf Zürcher Glühwürmchen aus

· Online seit 18.06.2023, 21:17 Uhr
In der Zürcher Innenstadt sowie im ganzen Kanton leuchten im Sommer Glühwürmchen. Doch Kunstlicht macht den kleinen Käfern zu schaffen. In der Stadt gab es wegen der Lichtverschmutzung auch schon Klagen.
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Weibliche Glühwürmchen leuchten, damit die männlichen Insekten ihre Partnerinnen finden. Doch die Lichtverschmutzung erschwert es ihnen immer mehr, diese zu finden. «Es gibt glücklicherweise immer noch Stellen, wo durch die Beschattung keine direkte Beleuchtung hinkommt», erklärt Stefan Ineichen vom Verein Glühwürmchen-Projekt.

Glühwürmchen scheinen sich in der Stadt wohler zu fühlen als auf dem Land. Ineichen hat dazu eine Erklärung: «Eine kleinräumig strukturierte Stadtlandschaft mit zumindest teilweise naturnah bewirtschafteten Gärten beherbergt oft mehr Biodiversität als beispielsweise eine grossflächige, ‹langweilige› und vielleicht sehr intensiv bewirtschaftete Mais-Monokultur.»

Leuchtkäfer leiden unter Kunstlicht

Fachleute verweisen beim Thema Glühwürmchen auf Fachpublikationen. Eines davon hat Stefan Ineichen selbst veröffentlicht, das Buch «Neue Stadtfauna». Darin schreibt er: «Leuchtkäfer leiden unter der Zunahme von Kunstlicht. Neben der direkten Beleuchtung wirkt sich auch der ‹Skyglow›, der Widerschein des Stadtlichts an der Wolkendecke, negativ aus." Der Skyglow erreiche ohne weiteres die Helligkeit einer klaren Vollmondnacht.

Wenn sich Weibchen zufällig im Licht platzieren, können die männlichen Glühwürmchen ihre Partnerinnen nicht finden. So komme es vor, dass diese unverpaart sterben, nachdem sie zwei Wochen an der gleichen Stelle geleuchtet haben.

Doch wie steht es in Zürich um die Lichtverschmutzung? Laut der Stadt sei diese nicht zuständig fürs Monitoring von Lichtemissionen, da man diese auch auf Satellitenbilder sehen kann. Trotzdem will die Stadt nächstes Jahr mit einem eigenen Monitoring beginnen, wie es auf Anfrage von ZüriToday heisst.

Mehr Klagen wegen Lichtverschmutzung

Bei der Stadt Zürich seien die Klagen wegen Lichtemissionen ab 2016 sprunghaft angestiegen und blieben auf dem hohen Niveau. Die Anzahl belaufe sich nun auf 20 bis 30 Klagen pro Jahr. «Zum Teil sind diese relativ gravierend», heisst es bei der Stadt Zürich. Oft betreffen die Klage Strassenbeleuchtungen oder Lichter auf Sportplätzen, in Büros oder von Reklamen.

In der Stadt Zürich findet man die leuchtenden Käfer vor allem im Randgebiet, aber auch in älteren Gärten und Pärken, wie Ineichen in «Neue Stadtfauna» schreibt. Konkret findet man die Tierchen beispielsweise um den Käferberg oder im Uetlibergwald.

Wer Glühwürmchen ausserhalb der Satdt suchen will, findet dazu Tipps auf der Website des Glühwürmchen-Projekts. Beobachten könne man diese demnach an dunklen Stellen, an Waldrändern oder in der Nähe von Riedwiesen und anderen Feuchtgebieten. Die Käfer leuchten hier jeweils von Juni bis Juli, stellenweise auch schon im Mai und bis in den Spätsommer.

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veröffentlicht: 18. Juni 2023 21:17
aktualisiert: 18. Juni 2023 21:17
Quelle: ZüriToday

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