Es ist eine riesige Menge an Gütern, die in, aus und durch den Kanton Zürich transportiert werden: 2019 waren es 94,2 Millionen Tonnen. Bis 2040 dürfte dieses Volumen angesichts des Bevölkerungs- und Beschäftigtenwachstums auf 107,6 Millionen Tonnen zunehmen. Der Grossteil davon, 87 Prozent, wird über die Strasse abgewickelt.
Mehr als ein notwendiges Übel
Dieser Güterverkehr sei nicht einfach nur ein notwendiges Übel, sagte Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh (FDP) am Donnerstag an einer Medienkonferenz. «Er ist für unser tägliches Leben und die Wirtschaft essentiell.»
Damit den negativen Auswirkungen dieser Mobilität – unter anderem Lärm, Schadstoffe und verstopfte Strassen – entgegengewirkt werden könne, seien aber mehr Nachhaltigkeit, intelligente Systeme und verstärkte Zusammenarbeit notwendig.
Die Eingriffsmöglichkeiten des Kantons sind dabei beschränkt: Bei den Logistik- und Transportunternehmen handle es sich um eine Branche im freien Wettbewerb, sagte Markus Traber, Chef des Amtes für Mobilität. «Der Kanton transportiert keine Güter, er kann aber Rahmenbedingungen setzen und Anreize schaffen.»
Derartige Leitplanken will die Volksdirektion und mit ihr der Regierungsrat mit dem erstmals erarbeiteten «Güterverkehrs- und Logistikkonzept» setzen. Diese Mobilität soll nach Worten von Walker Späh «nachhaltig, umweltverträglich und wohlstandssichernd» sein.
Gebündelte Transporte
Ein grosses Potenzial sieht der Kanton gemäss Traber beim Schienengüterverkehr, dies insbesondere bei Branchen wie Detailhandel, Bauindustrie und Entsorgung.
«Das Bündeln der Güterverkehrsströme auf der Schiene bis in die urbanen Räume, möglichst nahe zu den Endverbrauchenden, reduziert die Verkehrsbelastung auf dem Strassennetz wesentlich», heisst es dazu im Konzept.
Es seien aber leistungsfähige Anlagen nötig, an denen die Güter zur Feinverteilung zu Unternehmen, Läden und Kunden von der Schiene auf die Strasse umgeladen werden. Geeignete Standorte für derartige Umschlaganlagen müssten gesichert werden, hielt Walker Späh fest.
Denn im Kanton seien insbesondere in den dichtbesiedelten, urbanen Gebieten die Flächen knapp. Und die Konkurrenz zwischen Güterverkehr und anderen Nutzungen werde mit dem erwarteten Wachstum grösser.
Neue Ideen sind gefragt
Bei der Feinverteilung setzt das Konzept ebenfalls an. Denn gerade hier wirkt sich der boomende Online-Handel auf den Zürcher Strassen spürbar aus: Während die Zahl der grossen Lastwagen über 3,5 Tonnen in den vergangenen Jahren in etwa konstant geblieben ist, hat sich die Zahl der kleinen Lieferwagen um über 50 Prozent erhöht.
Während früher ein Pöstler die Pakete geliefert habe, würden heute fünf verschiedene Lieferdienste hintereinander in die Quartiere fahren, führte Traber aus. Mit dem Bündeln von Lieferungen liessen sich hier Entlastungen erreichen.
Der Kanton will deshalb Anreize und Rahmenbedingungen prüfen, um Kooperationen und innovative City-Logistik-Konzepte zu fördern. Zudem unterstützt er den Einsatz moderner, schadstoff- und lärmarmer Fahrzeuge.
Er setzt auch auf weitere Innovationen, wie Carmen Walker Späh und Markus Traber sagten. So unterstützt der Kanton gemäss Konzept unter anderem «neue automatisierte Verladesysteme» oder «visionäre Ansätze zum unterirdischen Gütertransport» wie das Projekt «Cargo sous terrain».
Das neue Güterverkehrs- und Logistikkonzept legt die Grundsätze für die erwünschte künftige Versorgung von Bevölkerung und Wirtschaft mit Gütern sowie die Entsorgung von Abfällen im Planungshorizont bis 2040 fest. Es bildet die Grundlage für alle weiteren Planungen der kantonalen Verwaltung in diesen Bereichen.
(sda/oeb)