«Unflexibel-penibler Kontrolleur»

So viele Bussen hagelt es tagtäglich im Zürcher ÖV

28.04.2022, 07:28 Uhr
· Online seit 28.04.2022, 07:16 Uhr
Einem Kontrolleur in Italien wurde gekündigt, weil er in zwei Jahren tausende Bussen verteilt hatte. Zu viele für seinen Arbeitgeber. Gegen die Freistellung klagte er, schliesslich habe er «nur seinen Job gemacht». Doch wie viele Bussen hagelt es eigentlich Tag für Tag im Züribiet?
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Die kuriose Geschichte eines übereifrigen italienischen Kontrolleurs sorgt derzeit im Netz für Aufsehen. Francesco Bonanno wurde 2017 gefeuert, weil er zu Unrecht Bussen verteilt haben soll. Da gegen Bonanno dutzende Beschwerden eingegangen waren, sah sich sein Arbeitsgeber Trenitalia gezwungen, Bussgelder in Höhe von 10'000 Euro an gestrafte Fahrgäste zurückzuzahlen. Und Bonanno kurzerhand zu kündigen.

«Unflexibel und besonders penibel»

Gegen die Kündigung hat Bonanno geklagt. Und nun vom obersten italienischen Gerichtshof Recht bekommen. Bonanno habe nur seinen Job gemacht, wenn auch «auf äusserst sorgfältige Art und Weise» und «unflexibel und besonders penibel bei der Erhebung von Bussen», so das Urteil.

So hatte er in zwei Jahren Arbeitszeit über 5000 Bussgelder verteilt – ein absoluter Rekordwert. Heruntergebrochen hagelte es vonseiten Bonannos demnach 7 Bussen täglich. Dennoch kein rechtmässiger Grund, den Mitarbeiter zu feuern, so das Gericht. Trenitalia musste den ehemaligen Angestellten deshalb wieder einstellen.

Doch wie viele Bussen werden eigentlich im Züribiet tagtäglich vergeben? Der Zürcher Verkehrsverbund (ZVV) erklärt auf Nachfrage von ZüriToday, dass pro Jahr 469 Millionen Fahrten im Gebiet verzeichnet wurden. Im Jahre 2021 wurden insgesamt rund 172‘000 Bussen an Reisende ohne gültigen Fahrausweis verteilt. Sprich: 0,4 Prozent aller Fahrgäste wurden im letzten Jahr gebüsst. Täglich sind das circa 470 Bussen im gesamten ZVV-Gebiet.

Anstieg bei den Bussen

Laut Milena Ragaz, Kommunikationsbeauftragte der ZVV, hat es in den letzten Jahren einen minimen Anstieg bei den Bussen gegeben, «der jedoch kaum ins Gewicht fällt.» Dies könne unter anderem damit zusammenhängen, dass Fahrgäste tendenziell immer häufiger Einzeltickets kaufen, anstatt Abos zu lösen.

Auf dem Zürcher Stadtgebiet beziehen sich die letzten veröffentlichten Zahlen der VBZ auf das Jahr 2020. Hier wurden insgesamt 2'264'706 Fahrgäste kontrolliert. Dabei lag die Schwarzfahrerquote bei 1,47 Prozent. Insgesamt waren demnach 33'300 Personen im Jahre 2020 ohne gültigem Ticket unterwegs.

Pro Tag sind das in etwa 90 gebüsste Personen in den Verkehrsmitteln der VBZ. Ein Umstand, der ordentlich Geld in die Kassen der Verkehrsbetriebe spülte: So nahm man 2020 3,6 Millionen Franken über Bussen ein. Sprich etwa 110 Franken pro gestrafte Person.

Wie sieht es bei den SBB aus?

Interessant ist auch die Zahl der Bussen, welche die SBB im letzten Jahr vergeben haben. So wurden hier insgesamt 748'542 Vorfälle verzeichnet. Tagtäglich sind das durchschnittlich über 2050 Bussen in den Verkehrsmitteln der SBB.

Ob es in den letzten Jahren einen prozentuellen Anstieg der Bussen bei der SBB gab, lässt sich hingegen nicht sagen. Während der Covid-19-Pandemie habe sich sowohl die Anzahl der Fahrgäste wie auch die des Kontrollpersonal stark verändert, so dass relative Vergleiche kaum möglich sind, wie es auf Nachfrage von ZüriToday heisst.

veröffentlicht: 28. April 2022 07:16
aktualisiert: 28. April 2022 07:28
Quelle: ZüriToday

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