«Gott hat es mir befohlen»

Schwulenfeindlicher «Prediger» zu Geldstrafe verurteilt

29.07.2022, 20:46 Uhr
· Online seit 29.07.2022, 10:47 Uhr
Weil er Homosexuelle als «minderwertig» bezeichnete, muss sich ein 63-jähriger Lehrer am Freitag vor dem Bezirksgericht Zürich verantworten. Der gläubige Christ hatte vergangenen Sommer eine schwulenfeindliche Brandrede an der Bahnhofstrasse gehalten. Nun wurde er zu einer bedingten Geldstrafe verurteilt.

Quelle: TeleZüri

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Vor unzähligen Passanten setzte der 63-Jährige an einem Samstagnachmittag im Juni 2021 zu seiner «Predigt» an: Homosexuelle seien minderwertig, Homosexualität sei eine Sünde und solche Beziehungen hätten vor Gott keine Gültigkeit, rief er in die Menge.

Homosexuelle Liebe sei zudem keine Liebe sondern «böse Lust» und «schändliche Begierde». Zu diesem Zeitpunkt fand gerade der Pride Month in Zürich statt. Die Innenstadt war mit Regenbogenfarben geschmückt, mehrere Gebäude in Regenbogenfarben beleuchtet.

Keiner Schuld bewusst

Gemäss Anklageschrift war sein Ziel offensichtlich, Homosexuelle zu bekehren und «umzupolen». Zwei Homosexuelle, die gerade an der Bahnhofstasse vorbeigingen, riefen schliesslich die Polizei.

Am Freitag stand der Lehrer nun vor dem Bezirksgericht und soll laut Bericht von TeleZüri ohne Verteidiger gewesen sein. Er soll eine Bibel dabei gehabt haben, aus der er während des Prozesses zitierte. Ausserdem sei er sich auch keiner Schuld bewusst, «Gott habe mir befohlen, dagegen vorzugehen.»

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Das Bezirksgericht verurteilte den christlichen Fundamentalisten wegen Diskriminierung und Aufruf zu Hass, sowie wegen Verhinderung einer Amtshandlung, weil er vor der Polizei davonrannte, als diese in stoppen wollte. Die Geldstrafe beläuft sich auf 95 Tagessätze zu 160 Franken, bei einer Probezeit von zwei Jahren. Dazu muss er die Gerichtskosten zahlen.

Die Verurteilung störe ihn nicht

Für das Gericht war klar, dass der Lehrer, der seit 1983 auf Zürcher Strassen zu Passanten predigt, Homosexuelle herabsetzte und diskriminierte. Er selber argumentierte in der Befragung, dass er nur aus der heiligen Schrift zitiere. Die Verurteilung stört ihn nicht, für Jesus gebe er gerne sein «ganzes Hab und Gut».

Homosexualität sei eine Sünde und solche Beziehungen hätten vor Gott keine Gültigkeit. Homosexuelle Liebe sei zudem keine Liebe sondern «böse Lust» und «schändliche Begierde». Er ist zudem der Ansicht, dass Homosexuelle «umgepolt» werden könnten.

(sib/sda)

veröffentlicht: 29. Juli 2022 10:47
aktualisiert: 29. Juli 2022 20:46
Quelle: ZüriToday

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