Zoo Zürich

Pantanal 2.0: Mehr Raum für Vögel

· Online seit 01.04.2022, 12:13 Uhr
Im Zoo Zürich stehen seit gestern Bauprofile. Sie gehören zum Projekt Pantanal Voliere, das als nächster Meilenstein des Zoos einen grosszügigen Flugraum für bedrohte Vögel schaffen soll.
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Seit gestern Donnerstag treffen die Zoobesucherinnen und Zoobesucher im Zoo Zürich auf Bauprofile zum Projekt Pantanal Voliere. Zusätzlich steht ab nächstem Dienstag eine Bauinformationstafel mit einer Gesamtvisualisierung im Bereich des Zoo Haupteingangs. Profile und Tafel informieren über das nächste Meilensteinprojekt des Zoos und zeigen insbesondere, wie viel Platz die Vögel im neuen Lebensraum zum Fliegen haben werden.

Die Projektinformation findet im Rahmen des Baugesuchs statt, das der Zoo für die Pantanal Voliere eingereicht hat – zum zweiten Mal. Das erste Baugesuch hatte die Stadt im vergangenen Jahr rechtskräftig bewilligt. Zwei Haushalte aus der Zoonachbarschaft legten dagegen Rekurs ein, unter anderem, weil sie einen Formfehler im Zusammenhang mit der Aussteckung für das erste Gesuch vermuten. Um möglicherweise langjährigen Gerichtsverfahren zur Klärung einer Formalie und entsprechenden Bauverzögerungen aus dem Weg zu gehen, hat der Zoo beschlossen, auf die Inanspruchnahme der bereits vorhandenen Bewilligung zu verzichten und stattdessen ein neues Gesuch einzureichen.

Die Eröffnung des innovativen Lebensraums hatte der Zoo ursprünglich für Frühling 2025 vorgesehen. Sie verschiebt sich nun um ein Jahr nach hinten. Tiere wie etwa ein Ameisenbär, der mit Blick auf den Baustart bereits in einen anderen Zoo umgezogen ist, müssen damit nun noch etwas länger im Exil bleiben.

Neuartige Bauweise

Mit der Pantanal Voliere, die am Ort des bestehenden Pantanals entsteht, beschreitet der Zoo Zürich in vieler Hinsicht Neuland. Dazu gehören etwa Formgebung und Bauweise der eigentlichen Voliere.

Damit die Vögel möglichst viel Platz zum Fliegen haben, hält der Zoo die Seitennetze so steil wie es geht und verzichtet auf Stützpfosten innerhalb der Voliere. Er macht dies, indem er das – nahezu unsichtbare – Netz zwischen Bögen aufspannt, die sich in luftiger Höhe über das ganze Pantanal erstrecken. Ziel ist ein maximal transparenter Effekt, sodass man die Voliere abgesehen von den Bögen praktisch nicht wahrnimmt.

Die Kombination dieser Bauweise und Raumnutzung macht das Projekt einzigartig und erfordert viel Innovationskraft seitens Zoo und Volierenbauer. Profiteure sind die Vögel. Sie erhalten nicht nur sehr viel Platz zum Fliegen, sondern können sich durch die naturnahe Haltung auch arttypischer verhalten; zum Beispiel Papageien, die durch die Haltung im Grossschwarm die Möglichkeit zu einer selbstgesteuerten Partnerwahl erhalten.

Tests und Vorarbeiten bereits jetzt

Nicht nur beim Bau, auch beim Betrieb der Pantanal Voliere will der Zoo Neues wagen. So plant er im Bodenbereich der Voliere unter anderem Überschwemmungsflächen, wie sie in Feuchtgebieten eben typisch sind. Hierzu laufen bei einem externen Partner bereits jetzt erste Versuche. Es geht darum, herauszufinden, wie unterschiedliche Pflanzen über lange Zeit damit klarkommen, wenn sie regelmässig unter Wasser gesetzt werden. Mit Blick auf das tägliche Management der Tiere in der riesigen Voliere befasst sich der Zoo auch mit Innovationen im Bereich der computerunterstützten Tiererkennung.

Lebensraum für bedrohte Tiere

Die Pantanal Voliere gehört als Projekt, zusammen mit der Kongo-Anlage für Gorillas, noch zum «alten» Masterplan 2020. Im Rahmen der Amtsübergabe von alt Zoodirektor Alex Rübel an Severin Dressen und der Schaffung des neuen Entwicklungsplan 2050 hat der Zoo das Projekt weiterentwickelt und in die nun vorliegende Form gebracht.

Das südamerikanische Pantanal ist rund sechsmal so gross wie die Schweiz und damit eines der weltweit grössten Feuchtgebiete. Es ist durch fortschreitende Zerstörung als Lebensraum akut gefährdet – und damit sind dies auch viele der dort lebenden zum Teil einzigartigen Tierarten.

In der Pantanal Voliere im Zoo Zürich sollen die Zoobesucherinnen und Zoobesucher diesen Lebensraum, seine besondere Schutzwürdigkeit und die damit verbundenen Schutzprojekte vor Ort erfahren und erleben können. In der Anlage werden insbesondere viele gefährdete Vogelarten zu Hause sein, aber auch andere bedrohte Tierarten wie zum Beispiel Flachlandtapir und Ameisenbär.

veröffentlicht: 1. April 2022 12:13
aktualisiert: 1. April 2022 12:13
Quelle: ZüriToday

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