Ferienmesse Zürich

«Mr. Fespo» holt die Welt in die Schweiz

25.01.2024, 11:09 Uhr
· Online seit 25.01.2024, 07:26 Uhr
Wenn mongolische Ringer mit Schweizer Schwingern «Trikots» tauschen und maledivische Tänzer wegen Schnee zu Tränen gerührt sind, dann steckt er dahinter. Stephan Amstad, der Mann hinter der grössten Schweizer Ferienmesse Fespo, erzählt von unvergesslichen Begegnungen, und warum persönlicher Kontakt auch in der digitalen Ära unersetzlich bleibt.
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10 Uhr morgens an einem Donnerstag. Stephan Amstad steht am gläsernen Geländer im ersten Stock der Messe Zürich und schaut hinunter. Dutzende, wenn nicht sogar hunderte Menschen warten gebannt vor den Drehkreuzen im Parterre, bis es losgeht. Die Szene ist für Amstad nicht neu. Er erlebt sie – mit Ausnahme einer dreijährigen Corona-Pause – jedes Jahr wieder auf Neue. So auch genau vor einem Jahr. Trotzdem zaubert sie ihm immer wieder in Lächeln ins Gesicht. Denn genau auf diesen Moment hat er bis dahin ein Jahr hingearbeitet.

Stephan Amstad ist Messeleiter der grössten Ferienmesse der Schweiz, der Fespo. Schon zum 16. Mal sorgt er dafür, dass sich die Besucherinnen und Besucher von den Ausstellenden kompetent beraten lassen, sich an den Ständen Inspirationen für ihre nächsten Ferien holen, oder sogar direkt vor Ort ihre Reise buchen können. 50'000 Eintritte zählte die Fespo letztes Jahr. Das waren zwar etwas weniger als erwartet. Wegen der langen Corona-Pause war Amstad aber zufrieden.

Wenn Amstad nicht gerade im Büro in Bern arbeitet, findet man ihn im Homeoffice in seinem Zuhause in Bettwil. Dort lebt er mit seiner Familie. In seiner Freizeit engagiert er sich in der Kulturkommission. Ihm gefällt es in der höchstgelegenen Gemeinde des Kantons Aargau. «Die Weitsicht ist einmalig. Man sieht auf den Hallwilersee oder den Horben. Du bist so schnell in der Natur hier. Das geniessen wir sehr.» Dass man auch die Flugzeuge vorbeiziehen sieht, ist für ihn wohl ebenfalls ein nettes Detail. Das Reisen und insbesondere die Aviatik liegt Amstad im Blut.

Kerosin im Blut

Sein Vater hat 34 Jahre bei der Swissair gearbeitet. Aufgewachsen ist er in Glattbrugg in unmittelbarer Nähe des Flughafens. «Ich habe um Viertel nach 12 Uhr immer die Maschine der Pan Am gesehen», erinnert sich Amstad. Nach der Schule absolvierte er bei der ABB die Lehre als Elektromechaniker. «Ich habe aber rasch gemerkt, dass ich mit Menschen zu tun haben möchte.» Deshalb studierte er später Tourismus.

Mit Menschen zu tun haben, das ist auch wichtig in seinem jetzigen Job als Fespo-Direktor. Auch wenn es in seinem Job eigentlich fast vollständig um den Verkauf geht, sei ein gutes Netzwerk und persönlicher Kontakt wichtig. «70 Prozent der Ausstellenden kommen aus dem Ausland. Ich gehe oft an andere Messen, um sie zu besuchen. Ich schreibe vielen auf Whatsapp oder Facebook. Herzblut ist in diesem Job sehr wichtig.»

Tränen wegen Schnee und dem Tram

Dadurch entstehen auch immer wieder neue Freundschaften und eindrückliche Begegnungen. Besonders in Erinnerung geblieben sind ihm die Delegationen aus der Mongolei und den Malediven. «Die Mongolen haben sich mit Schweizer Schwingern getroffen und ihre Kleider getauscht. Das war ein tolles Fest. Die Tänzerinnen und Tänzer von den Malediven wollten gar nicht mehr heimgehen. Sie sahen zum ersten Mal Schnee und ein Tram. Sie hatten Tränen in den Augen bei der Abreise.»

Der persönliche Kontakt sei auch der Grund, dass viele Besucherinnen und Besucher an die Fespo kommen – auch immer mehr Junge. Stephan Amstad ist deshalb sicher, dass die Fespo auch in Zukunft noch eine Berechtigung hat. «Wir merken, dass die Leute immer weniger Zeit haben. Natürlich kannst du einfache Ferien im Internet buchen. Je komplexer aber eine Reise wird, desto mehr braucht es die persönliche Erfahrung und den Austausch.» Daran werde auch die künstliche Intelligenz nichts ändern, ist der Aargauer Tourismus-Profi überzeugt: «Die Tools sind sehr gut, um Inspirationen zu holen. Aber am Schluss steht der Mensch, der entscheidet oder den passenden Tipp geben kann.»

Stephan Amstad wird deshalb auch nächsten Donnerstag, wenn die Fespo eröffnet, wieder im 1. Stock der Messe Zürich stehen und auf die wartenden Besucherinnen und Besuchern blicken, mit einem Lächeln im Gesicht und der Hoffnung, dass sich die ganze Arbeit eines Jahres für die vielen Besucherinnen und Besucher – aber vor allem auch für die Ausstellenden – gelohnt hat.

veröffentlicht: 25. Januar 2024 07:26
aktualisiert: 25. Januar 2024 11:09
Quelle: ArgoviaToday

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