Galladé und Jositsch

«Liebschaft zwischen FCZ- und GC-Fans würde auch niemanden stören»

· Online seit 22.12.2023, 17:30 Uhr
GLP-Kantonsrätin Chantal Galladé verteidigt in einem Podcast SP-Ständerat Daniel Jositsch und will Unwahrheiten über ihn «aus dem Weg räumen». Die grosse Harmonie löst Kritik aus. Der Vizepräsident der GLP zeigt sich hingegen froh darüber.

Quelle: Tele M1

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Chantal Galladé hat zwei Trennungen hinter sich. 2019 verliess die heutige Zürcher GLP-Kantonsrätin die SP. Einige Jahre vorher trennte sie sich von SP-Ständerat Daniel Jositsch. Die Freundschaft blieb – über die Parteigrenzen hinaus. Seit der Zürcher wegen seines Verhaltens an den Bundesratswahlen in die Kritik geraten ist, spürt dies die Öffentlichkeit besonders deutlich.

Im «Galladé Podcast» diskutieren sie und ihre Tochter Amélie Galladé mit Gästen wöchentlich unter anderem über politische Ereignisse. In einer Folge kürzlich, bei der Daniel Jositsch zu Gast war, entwickelt sich Chantal Galladé beinahe zu seiner persönlichen Anwältin.

«Wir sind froh, dass du so entspannt bist und vieles von dem, was geschrieben ist, gar nicht so ist. Es wird viel geschrieben und herbeigeredet», antwortete die GLP-Kantonsrätin. Zuvor hatte Jositsch gesagt, dass er entspannt sei und froh, dass die Bundesratswahlen vorbei seien.

«Ein Theater gemacht»

Im Zentrum des Gesprächs stand die Kritik an Jositschs Verhalten bei den Bundesratswahlen und sein Verhältnis zur SP. Dass Jositsch nach Erhalt von 70 Stimmen sitzen blieb und nicht seinen Verzicht erklärte, stiess manchen linken Parlamentarierinnen und Parlamentariern sauer auf.

Chantal Galladé verteidigte im Podcast sein Verhalten. «Viele Leute regen sich über diesen Ticket-Fetischismus im Bundeshaus auf. Ich frage mich manchmal, ob sich die Leute dort nicht mehr spüren.» Es sei keine Straftat, einen Kandidierenden ausserhalb des Tickets zu wählen. «Es wird fast wie eine Straftat behandelt, oder?», empört sie sich. Mit Nachdruck stimmt sie auch der Meinung des SP-Ständerats zu, um seine erhaltenen Stimmen werde «ein Theater» gemacht.

«Beklemmend langweilig»

Gegen Ende des Podcasts will Galladé auch noch die Spekulationen rund um seine abgegebene Leitung der SP-Gruppe im Ständerat «aus dem Raum geschaffen haben». Sie stellt klar: «Wir wissen, dass du das schon Monate vorher geplant hast, weil das auch ein Riesenaufwand ist und du das lange genug gemacht hast.» Und fügt an: «Damit wir diese Unwahrheit, die überall kolportiert und auch wieder interpretiert wird, auch noch richtig aus dem Weg geräumt haben.» Am Schluss zieht sie folgendes Fazit: «Ich glaube, du könntest einen Kaffeefleck auf deinem Hemd haben und es gäbe einen Medienbericht darüber, in dem man dir ganz sicher Absicht oder irgendetwas unterstellen würde.»

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Die grosse Harmonie zwischen der GLP-Kantonsrätin und dem SP-Ständerat löst bei einem Hörer auf X, vormals Twitter, ein kritisches Echo aus: «Wenn sich Interviewerin und Interviewter in allem immer einig sind, wird's beklemmend langweilig. Chantal Galladé ‹interviewt› ihren Ex-Lebenspartner Daniel Jositsch: Es ist wie ein Gespräch, das man zufällig im Zug mitbekommt.»

«Ich will keine Todeszonen»

Die Zürcher GLP bringt der unverblümte Jositsch-Support der Kollegin nicht aus der Ruhe. Jörg Mäder, Vizepräsident der GLP Zürich, sieht in Galladés Verteidigung von Jositsch kein parteipolitisches Problem. «Die beiden waren mal liiert und sind heute noch gute Freunde. Das ist doch schön und darf auch sein. Eine Liebschaft zwischen FCZ- und GC-Fans würde auch niemanden stören», sagt er.

Galladé hat laut Mäder im Podcast lediglich ihre Meinung geäussert über einen Menschen, den sie gut kennt und mag. Er sei froh, dass in der Schweiz über die Parteigrenzen hinweg gute Umgangsformen herrschten, sagt er. Dies sei eine Stärke des Schweizer Systems, welche die Zusammenarbeit erleichtere. «In anderen Ländern sind die Parteien so weit auseinander und verfeindet, dass man meinen könnte, dazwischen sei eine Todeszone. Das will ich nicht.»

Chantal Galladé sagt auf Anfrage, dass die Parteizugehörigkeit bei Ungerechtigkeiten keine Rolle spiele. «Ich würde mich auch für Mitglieder anderer Parteien einsetzen, wenn ich etwas als ungerecht empfände.» Etwa habe sie in einer Radiokolumne einst den ehemaligen SVP-Nationalrat Christoph Mörgeli verteidigt, als dieser wegen seiner Arbeit im medizinhistorischen Museum angeprangert und auch vorverurteilt worden sei. «Daniel Jositsch kenne ich sehr gut und somit weiss ich, dass ihm aus vielen Dingen, die er tut, ein Strick gedreht wird.»

veröffentlicht: 22. Dezember 2023 17:30
aktualisiert: 22. Dezember 2023 17:30
Quelle: ZüriToday

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