Kanton Zürich

Staatsanwaltschaft ist besorgt: Raserdelikte nehmen sehr stark zu

· Online seit 18.05.2022, 13:06 Uhr
Die Zahl der Raserdelikte hat im Kanton Zürich seit Beginn der Corona-Pandemie deutlich zugenommen. Die Staatsanwaltschaft ist besorgt. Täter sind vor allem junge Männer, die hochmotorisierte Autos leasen oder mieten.
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Leere Strassen, viel Freizeit und kaum Beschäftigungsmöglichkeiten: Die Corona-Pandemie hat viele junge Männer dazu verleitet, mit dem Auto durch die Gegend zu rasen. Die Zahl der Raserdelikte hat im Kanton Zürich seit dem ersten Lockdown deutlich zugenommen.

Zahlen gehen nicht mehr zurück

Im Jahr 2020 registrierte die Staatsanwaltschaft noch 96 Delikte. Im Jahr 2021 waren es schon 136. Dies entspricht einer Zunahme von 42 Prozent. Die Zunahme sei besorgniserregend, sagte Staatsanwalt Michael Huwiler am Mittwoch vor den Medien.

Und obwohl die Zeit des Corona-Lockdowns schon längere Zeit vorbei ist, gehen die Zahlen nun nicht mehr zurück. Das «Hobby» hat sich offensichtlich etabliert. Im Oktober 2021 gab es beispielsweise innerhalb von nur zwanzig Tagen fünf Raserunfälle.

Waren Raser vor Corona mehrheitlich in der Nacht unterwegs, fahren sie heute gerne auch tagsüber und bei regem Verkehr. Gemäss Angaben der Staatsanwaltschaft sind die meisten mit hochmotorisierten Autos mit bis zu 750 PS unterwegs. Die Sicherheitsassistenten seien meist ausgeschaltet.

Vernunft nimmt mit Alter zu

Für andere Verkehrsteilnehmer wird es vor allem dann gefährlich, wenn die beteiligten Autos unterschiedlich konstruiert sind. Gegen einen 2-Tonnen-BMW mit 600 PS hat ein Ford Focus wenig auszurichten. Dies passierte bei einem Unfall, bei dem eine Mutter und ihre vierjährige Tochter lebensgefährlich verletzt wurden.

Was das Profil der Täter angeht, sind die Erkenntnisse wenig überraschend: Die meisten Raser sind zwischen 18 und 30 Jahre alt, weil gemäss Huwiler «die Vernunft mit dem Alter in der Regel zunimmt», und sie sind männlich. Frauen machen nur zwei bis drei Prozent der Fälle aus. Ein grosser Teil der Raser hat keinen Schweizer Pass oder ist eingebürgert.

Die Autos gehören den Rasern meist nicht selber, sondern sind geleast oder gemietet. «18-Jährige können sich übers Wochenende ein Auto ausleihen, das 600 PS hat. Da kann man sich schon fragen, ob das sinnvoll ist», sagte Huwiler weiter. Es sei aber Sache der Politik, hier allfällige Massnahmen zu ergreifen.

Was kann man jetzt tun?

In anderen Ländern gibt es bereits PS-Beschränkungen für Junglenker. Sie müssen also zuerst eine Weile mit schwächeren Autos fahren, bevor sie in ein stärkeres umsteigen dürfen.

Eine andere Möglichkeit, um die Raser von der Strasse wegzubringen, wären Plakatkampagnen. Ob diese Warnungen vor zu hohen Geschwindigkeiten aber viel bringen, ist für die Staatsanwaltschaft unklar. Man erreiche damit wahrscheinlich jene Leute, die ohnehin schon sensibilisiert seien, so Huwiler.

(hap)

veröffentlicht: 18. Mai 2022 13:06
aktualisiert: 18. Mai 2022 13:06
Quelle: sda

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