«Niemand hat daran Freude»

So reagieren die Flughafengemeinden nach dem Ja zu den Pistenverlängerungen

02.10.2023, 09:14 Uhr
· Online seit 29.08.2023, 18:53 Uhr
Die Mehrheit der Gemeinden rund um den Flughafen Zürich lehnt die Pistenverlängerungen ab. Dementsprechend unzufrieden sind die Gemeinden nach dem Ja im Kantonsrat. Eine einzige Gemeinde in der Hauptflugschneise zeigt sich erfreut. Ein Überblick.

Quelle: Zürcher Kantonsrat stimmt knapp für Pistenverlängerung am Flughafen / «ZüriNews» / Beitrag vom 28. August 2023

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In Lufingen sei die Sicherheit des Flugverkehrs der hauptsächliche Grund, dass die Gemeinde den Entscheid des Kantonsrats begrüsst, erklärt der Gemeindeschreiber Kurt Renk auf Anfrage. Durch die verlängerten Pisten müssen sich startende und landende Flieger weniger kreuzen. Auch profitiert die Gemeinde vom Flughafen als Arbeitgeber. Die Arbeitsplätze und die Sicherheit gewichtet Lufingen hoch, weil sie durch die Lage im Embrachertal weniger vom Fluglärm betroffen ist als andere Gemeinden.

Gemeinden profitieren von der Lärmverlagerung durch neue Anflüge

Die Stadt Opfikon hat den Entscheid des Kantonsrats positiv zur Kenntnis genommen. Der Stadtrat hat sich zuvor auch für die Pistenverlängerung ausgesprochen. Stadtpräsident Roman Schmid geht davon aus, dass bei einer Pistenverlängerung bei Biswind der Flughafen nicht mehr vom Süden über Opfikon, sondern aus dem Osten angeflogen würde. Weil so auch mehr Landeanflüge möglich wären, könnte die Nachtruhe ab 23 Uhr besser eingehalten werden.

Roman Schmid weist darauf hin, dass auch mit der Pistenverlängerung für alle Anrainergemeinden – Gemeinden direkt um den Flughafen – des Flughafens weiterhin sieben Stunden Nachtruhe gewährleistet sein müssen.

Oberglatt erhofft sich eine bessere Einhaltung der Nachtruhe

«Der Gemeinderat nimmt den Entscheid mit Wohlwollen zur Kenntnis», meint der Gemeindeschreiber von Oberglatt, Dominic Plüss. Für die Gemeinde, die unmittelbar neben der zu verlängernden Piste 32 liegt, spielt die Sicherheit eine grosse Rolle. Man gehe auch davon aus, dass mit der Verlängerung die Verspätungen spätabends massiv abnehmen würden.

Die Ruhezeit zwischen 23 und 6 Uhr soll so besser eingehalten werden können und den Bewohnern von Oberglatt so einen ruhigen Schlaf gönnen. Bereits zu Beginn des Jahres unterstrich die Gemeinde Oberglatt in einem Communiqué, dass die Pistenverlängerung nur unter der Bedingung unterstützt würde, wenn die Nachtruhe «unmissverständlich» eingehalten wird. Mit dieser befürwortenden Haltung steht Oberglatt als Gemeinde in der Hauptverkehrsschneise des Flughafens alleine da.

Die Gemeinden in den An- und Abflugschneisen bedauern den Entscheid

Anders als die Schwestergemeinde steht Niederglatt dem Entscheid des Kantonsrats ablehnend gegenüber. Der Gemeinderat Niederglatts ging immer von einem knappen Entscheid bei der Abstimmung aus und ist mit dem Resultat nicht zufrieden, meint Gemeindepräsident Stefan Schmid. Dass mit der Pistenverlängerung Verspätungen besser abgebaut werden können, sieht die Gemeinde kritisch. Sogar eine Verlagerung des Fluglärms in Richtung Niederglatt durch den Pistenausbau befürchtet die Gemeinde.

Die Gemeinde Bassersdorf, östlich des Flughafens, befürchtet insbesondere durch den Ausbau der Piste 28 mehr Ost-Anflüge und damit mehr Lärm für die eigene Bevölkerung. Der Gemeinderat Bassersdorf befürchtet weiter, dass durch die Pistenverlängerung die Anzahl Flüge und eine Aufweitung der Nachtflugsperre beabsichtigt werden könnte.

Furcht vor mehr Flugbewegungen

Auch in Höri, das direkt in der Verlängerung der Piste 32 liegt, bedauert man das Ja des Kantonsrats. «Das knappe Resultat von 87 Ja- und 83 Neinstimmen zeigt, dass die Notwendigkeit von Pistenverlängerungen umstritten bleibt» findet der Gemeindepräsident Roger Götz. Des Weiteren unterstreicht er, dass Pistenverlängerungen kein wirksames Mittel seien, um die Anzahl Verspätungen zu reduzieren und die Nachtruhe durchzusetzen. Er befürchtet, dass durch den Ausbau die Anzahl Flugbewegungen zunehmen würde.

Mark Eberli, Stadtpräsident von Bülach, bedauert den Entscheid ebenfalls. Der Norden sei durch den bisherigen Fluglärm bereits stark belastet. Mit dem Pistenausbau befürchtet er einen Anstieg. «Der Ausbau wird zu mehr Lärmbelastung führen. Logisch, hat niemand daran Freude», klagt Eberli. Einziger Lichtblick ist für ihn die Abstimmung, die sehr knapp ausgefallen ist. Das zeige, dass der Pistenausbau sehr umstritten sei.

veröffentlicht: 29. August 2023 18:53
aktualisiert: 2. Oktober 2023 09:14
Quelle: ZüriToday

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