Die Gemeinde Ossingen hat im Februar eine Flüchtlingsfamilie aufgenommen. Es stellte sich bald heraus, dass es sich um eine Roma-Familie handelt. Die sechs Kinder konnten weder lesen noch schreiben und sprachen einen Mix aus Russisch und Ukrainisch. Wie der «Landbote» schreibt, entschied man sich deswegen dafür, die älteren Kinder in externe Einschulungsklassen zu schicken. Da dort der Integrationsaufwand aber zu gross gewesen sei, musste die Gemeinde Ossingen die Beschulung der Kinder komplett übernehmen.
«Das ist eine grosse Herausforderung für eine kleine Schule», erklärt Heilpädagogin Alexandra Herter gegenüber der Zeitung. Die Primarschule und die Oberstufe hätten sich abgesprochen und geplant, wie man den Kindern lesen, schreiben und auch Deutsch beibringen will. Die Schule hat sogar Lehrmaterial gekauft, um den Unterricht umzusetzen.
Aussergewöhnlich für Ossingen – kein Einzelfall in der Schweiz
Dann kam die Überraschung. Am Montag wollte man mit dem Unterricht starten. «Doch vergangenen Mittwoch waren sie plötzlich weg, das Haus war ohne Vorankündigung verlassen worden», erzählt Herter. Besonders für die Kinder sei die Situation tragisch, diese seien sehr motiviert gewesen. Aber alle Beteiligten hätten sich auf das Projekt gefreut, und seien dementsprechend enttäuscht.
Der Fall ist für Ossingen zwar aussergewöhnlich, doch schweizweit kommen solche Ereignisse immer häufiger vor. Wie die Tamedia-Zeitungen am Wochenende berichteten, sollen zehn Roma-Familien im Kanton Bern den Schutzstatus S für ukrainische Flüchtlinge erschlichen haben. Ob dies auch bei der Familie in Ossingen der Fall war, lässt sich nicht sagen.
Keine Probleme in Ossingen mit Flüchtlingsfamilien
Die Asylkoordination Andelfingen kennt den Fall und teilt dem «Landboten» mit, dass die Familie Asylfürsorge bezogen habe. Ob es sich dabei aber um Missbrauch handle, könne sie nicht sagen. Sprecherin Mirjam Menzi bestätigt zwar, dass Roma-Familien in der Region vereinzelt der Schutzstaus S aberkannt wurde. «Allerdings werden auch Roma-Familien unterstützt, die den Status S zu Recht erhalten haben, weil sie vom Krieg in der Ukraine betroffen sind», so Menzi.
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Ossingen wird immer wieder Heimat für grössere Familien von Geflüchteten. Dies, weil das Dorf über ein geräumiges Haus mit zahlreichen Zimmern verfüge. Gemeindepräsident Martin Widmer sagt, man habe bisher keine Probleme und beherberge einige ukrainische Familien. Solche Fälle, könnten auf Gemeindeebene auch nicht gelöst werden, da die Asylpolitik national geregelt werde. Er könne jedoch nachvollziehen, dass der Fall für die Schule ärgerlich sei.
(zor)