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Kanton Zürich

Mutmassliche Komplizen streiten vor Zürcher Gericht Vorwürfe ab

Betrugsfall

Mutmassliche Komplizen streiten vor Zürcher Gericht Vorwürfe ab

28.11.2023, 13:45 Uhr
· Online seit 28.11.2023, 10:59 Uhr
Die mutmasslichen Komplizen des 52-jährigen Millionenbetrügers haben am Dienstag vor dem Zürcher Bezirksgericht alle Vorwürfe abgestritten. Über ihre Konten soll das ergaunerte Geld geflossen sein. «Das ist einfach Baugewerbe», sagte einer von ihnen.
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«Was für gefälschte Rechnungen? Mir wurde versehentlich Geld überwiesen und ich habe es dem Hauptbeschuldigten weitergeleitet», sagte der erste mutmassliche Komplize, ein Gartenbauer, der zufälligerweise Nachbar und Freund des Hauptbeschuldigten ist.

Der Hauptbeschuldigte, der unter anderem als Bauprojektleiter für das Unispital Zürich tätig war, habe seinen Lohn versehentlich auf das falsche Konto einzahlen lassen - auf jenes des Gartenbauers. Deshalb habe er es ihm weitergeleitet.

Bauarbeiten wurden nie erledigt

Weshalb dies gleich fünf Mal hintereinander passierte, konnte sich der Mann aber nicht erklären. Er kenne sich mit der ganzen Administration nicht aus, das interessiere ihn nicht. Bei dem Geld, insgesamt mehrere hunderttausend Franken, handelte es sich um Bezahlungen für Bauarbeiten, die gar nie erledigt wurden.

Auch ein anderer Unternehmer aus der Baubranche erhielt «versehentlich» grosse Summen eingezahlt. Es stammte vom Bauunternehmen, bei dem der Hauptbeschuldigte arbeitete. Auch der zweite Komplize leitete das Geld an den 52-Jährigen weiter.

«Irgendetwas gegenverrechnet»

Da sei wohl «irgendetwas gegenverrechnet» worden, sagte der mutmassliche Komplize dazu. Er habe sich da nichts dabei gedacht. «Das ist Baugewerbe, da ist so etwas nicht unüblich.» Auf den Einwand der Staatsanwältin, dass es aber nicht legal sei, Leistungen ohne Abgaben zu verrechnen, wollte er nichts mehr sagen.

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Der 52-jährige Hauptbeschuldigte hatte schon bei Prozessbeginn am Dienstagmorgen ein Geständnis abgelegt. Es tue ihm leid. «Irgendwann war ich aber so tief drin, dass ich nicht mehr aufhören konnte.» Insgesamt ergaunerte er bei Bauprojekten fast drei Millionen Franken. Der Kanton Zürich wurde dabei mit 1,2 Millionen geschädigt.

Um einen etwa gleich hohen Betrag prellte er mit dem gleichen Trick ein grosses Schweizer Bauunternehmen. Knapp eine halbe Million war es bei einem Möbelhaus, das einen neuen Standort baute.

Der Beschuldigte hatte als Projektleiter, etwa für das Personalhaus des Universitätsspitals, fiktive Rechnungen freigegeben, so dass der Auftraggeber sie bezahlte. Dazu fälschte er die Unterschrift seines Vorgesetzten, weil er die Rechnungen nicht alleine freigeben durfte.

Die fiktiven Rechnungen wurden von Unternehmern geschickt, die er persönlich kannte, oder der Hauptbeschuldigte erstellte sie gemäss dem Gartenbauer gleich selbst. Die verrechneten Arbeiten fanden aber gar nie statt, etwa Gartenbauten, Abdichtungen oder Brandschutz.

Das Geld sollen der Projektleiter und die Unternehmer dann unter sich aufgeteilt haben. Dies streiten die mutmasslichen Komplizen jedoch ab. Sie hätten sich nicht bereichert. Die Anklage fordert für sie bedingte Freiheitsstrafen zwischen 12 und 18 Monaten.

Eine Ferienwohnung und ein Pferd

Mit dem Geld zahlte der Hauptbeschuldigte unter anderem eine Ferienwohnung in Davos, ein Pferd und er unterstützte seine damalige Freundin beim Hausbau. Die Anklage fordert eine teilbedingte Freiheitsstrafe von 3 Jahren, wovon allerdings nur 10 Monate vollzogen werden sollen. Diese 10 Monate sass er bereits in Untersuchungshaft ab. «Eine brutal harte Zeit», sagte er dazu.

Selbst bei einer Verurteilung müsste er also nicht ins Gefängnis zurück. Die restlichen 26 Monate soll es gemäss Antrag der Staatsanwaltschaft auf Bewährung geben.

Wegen der grossen Zahl an Beschuldigten wird das Urteil zu einem späteren Zeitpunkt eröffnet. Zwei weitere Beschuldigte, ebenfalls Komplizen, wurden bereits im abgekürzten Verfahren zu bedingten Freiheitsstrafen verurteilt. Sie waren geständig.

(sda/osc)

veröffentlicht: 28. November 2023 10:59
aktualisiert: 28. November 2023 13:45
Quelle: ZüriToday

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