Kaminfeger auf Nachwuchssuche

«Mit Autoklebern machen wir darauf aufmerksam, dass wir Lehrlinge suchen»

09.07.2022, 10:51 Uhr
· Online seit 09.07.2022, 08:23 Uhr
Bald starten die Sommerferien und noch keinen Auszubildenden? So geht es vielen Betrieben im Kanton Zürich – im Juni waren es noch über 2000 offene Lehrstellen. Besonders schwer haben es kleine Unternehmen und Berufe, die heutzutage eher unbekannt sind.
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Rund 2700 Lehrstellen im Kanton Zürich waren im Juni noch unbesetzt. Das sind deutlich mehr als in den letzten fünf Jahren, wie die Bildungsdirektion auf Anfrage von ZüriToday schreibt. Die Zahl beinhaltet aber nur diejenigen Lehrstellen, die auch gemeldet wurden. Da Lehrbetriebe keine Pflicht haben, offene Lehrstellen zu melden, und auch nicht alle Betriebe ihre Lehrstellen auf Plattformen wie LENA oder Yousty publizieren, dürfte die Zahl der noch unbesetzten Lehrstellen höher sein.

Besonders für kleine Betriebe ist die Lehrlingssuche eine richtige Challenge. Vor allem für die Berufe, welche bei Jugendlichen eher unbekannt sind – zum Beispiel Kaminfeger oder Kaminfegerin. Der Beruf kämpft auch heute noch mit vielen Klischees.

Dabei sei ein Kaminfeger schon lange nicht mehr so, wie man ihn aus Kinderbüchern oder alten Geschichten kennt. «Früher gab es noch alte Kachelöfen – einmal mit dem Besen rein und wieder raus. Heute ist es viel komplexer. Wir kümmern uns um technisch hochstehende Geräte», erklärt Hans-Peter Stäheli, Kaminfegermeister aus Uster. Gerade jetzt sei der Beruf im Wandel – viele Betriebe sind heute auch für den Unterhalt und die Reinigung von Lüftungen und Solaranlagen zuständig. Und trotzdem: Jugendliche für den Beruf zu begeistern, sei recht schwierig.

Die Lernendensuche hört aber nicht bei der Werbung auf: Stähli und sein Team stellen den Beruf vor Schulklassen vor und sind mit dem Berufsverband an der Berufsmesse Zürich präsent. Trotz all den Bemühungen wird es immer schwieriger, genügend Lehrlinge zu finden – dieses Jahr haben sich nur wenige auf die Lehrstellenausschreibung gemeldet. «Wir sind froh, wenn überhaupt jemand anruft», so Stäheli. Schade, denn der Kaminfegermeister schwärmt von seinem Beruf.

Kaminfeger bringen Glück, oder?

Da lacht der langjährige Kaminfeger: «Das hört man gut dreimal die Woche. Dieses alte Klischee ist aber auch immer ein schöner Einstieg in ein Gespräch.» Apropos Glück: Für Hans-Peter Stäheli hat sich die Lehrlingssuche für dieses Jahr erübrigt. Durch eine Umstrukturierung in seinem Betrieb wird dieses Jahr kein Lehrling ausgebildet. Im nächsten Jahr geht die Lehrlingssuche wieder von neuem los. «Das macht einem schon Sorgen – jemand muss ja die Arbeit machen.» Es ist also klar, dass in Zukunft Hans-Peter Stäheli und mit ihm viele andere Betriebe, sich noch intensiver mit der Lehrlingssuche auseinandersetzten werden. Stäheli und sein Team werden da vermehrt auch Social Media einsetzten – das persönliche Gespräch mit Schülern und Jugendlichen steht aber weiterhin im Vordergrund.

veröffentlicht: 9. Juli 2022 08:23
aktualisiert: 9. Juli 2022 10:51
Quelle: ZüriToday

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