«Mediziner» von Boltigen und Dällikon soll keine Facharzttitel haben
Die Gemeinde Boltigen hatte am Dienstag eine Hiobsbotschaft zu verdauen: Dem dort praktizierenden Mediziner Mohammed Hussain Al Saad wurde durch den Kanton Bern die Bewilligung zur selbständigen Führung einer Praxis entzogen.
Al Saad war auch im Kanton Zürich tätig: Er betrieb eine Hausarztpraxis in Dällikon, die erst am 1. November eröffnet hat. Durch den Bewilligungsentzug musste die Praxis nach nur drei Wochen wieder schliessen. So steht man auch im Zürcher Unterland vor verschlossenen Praxis-Türen.
Dokument gefälscht
Nun zeichnet sich ein möglicher Grund für den Bewilligungsentzug ab: Der 41-Jährige soll in seinem Lebenslauf nicht ehrlich gewesen sein, berichtet SRF News am Freitagabend. Ein Dokument aus Deutschland weise ihn zwar als «Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie» aus. Dieses soll jedoch gefälscht sein.
«Herr Al Saad hat keine Facharztprüfung in Nordwürttemberg absolviert», schreibt die Pressestelle der Landesärztekammer Baden-Württemberg gegenüber SRF. Die Landesärztekammer habe Strafanzeige eingereicht.
In den letzten Wochen krankgeschrieben
In Boltigen hätte Mohammed Hussain Al Saad im Februar 2024 die Praxis des langjährigen Hausarztes Robert Härri übernehmen sollen, der demnächst in Pension geht.
Hauptberuflich hatte der 41-Jährige bisher in einer Gruppenpraxis in Brienz gearbeitet. Diese gehört zur Praxis Gruppe Schweiz AG. Deren Verwaltungsratspräsident Joseph Rohrer sagte gegenüber der Today-Redaktion aus, dass Al Saad in den letzten Wochen krankgeschrieben gewesen sei.
Gundekar Giebel, Sprecher der Kantonalen Gesundheitsdirektion Bern, betonte, die Bewilligung sei dem Arzt nicht wegen der Krankschreibung entzogen worden. Sondern: «Der Kanton wurde am Freitag durch die entsprechende Kommission des Bundesamts für Gesundheit darüber informiert, dass die Weiterbildungstitel des Arztes in der Schweiz nicht anerkennbar sind.» Im Anschluss hätte der Kanton umgehend reagiert.
Bitter für Boltigen und Dällikon
So steht man im Zürcher Unterland vor verschlossenen Praxis-Türen. Auch im 1200-Seelen-Dorf Boltigen im Simmental war die Enttäuschung über den Bewilligungsentzug besonders gross, wie die Reaktionen im Video zeigen.
Quelle: BärnToday / Mirjam Klaus / Warner Nattiel
(lae)
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