Mailand 2026

«Cool Runnings 2.0»: Amorana-Mitgründer Alan Frei will an die Olympischen Winterspiele

11.10.2023, 11:27 Uhr
· Online seit 11.10.2023, 09:20 Uhr
Entrepreneur, Blogger, Lifehacker: Alan Frei ist vieles, aber kein Profisportler. Trotzdem will er an die Olympischen Winterspiele 2026 in Mailand. Als Curler der philippinischen Delegation soll dieses Unterfangen gelingen.
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Alan Frei ist vielbeschäftigt. Für unser Interview treffen wir uns online, wir führen es in zwei Etappen, weil in Freis minutiös getakteter Agenda noch ein weiterer Video-Call wartet. Bekannt wurde Alan Frei als Mitgründer des Sexshops Amorana.

Seine nächste Mission: für die Philippinen an die Olympischen Winterspiele in Mailand. Aufgrund seiner philippinischer Wurzeln darf Frei für den philippinischen Verband starten.

Alan Frei, Sie wollen an den Olympischen Spielen 2026 für die Philippinen teilnehmen, warum?

Als ich meine Firma Amorana verkauft habe, bin ich kurz darauf auf die Waage gestanden. Ich bin nicht besonders gross und war 102 Kilogramm schwer. Meine Blutwerte waren schlecht.

Daraufhin habe ich meiner Freundin gesagt, dass ich fitter werden will. Damit ich motiviert bleibe, brauche ich eine Story. Mein Plan ist es, an den Olympischen Spielen teilzunehmen. Frei nach dem Motto: «From obese to Olympics. Vom Übergewicht nach Olympia.»

In welcher Sportart wollen Sie antreten?

Es gab verschiedene Optionen. Zuerst habe ich mich für Langlauf entschieden. In den meisten Sportarten sind die Startplätze limitiert, Langlauf hat das grösste Teilnehmerfeld. Ich habe mir dann einen Langlauftrainer geholt und gemerkt, ich habe wirklich wenig Talent. Ich bin mehr im Schnee gelegen als auf den Skiern gestanden. Darum habe ich mich dann für Curling entschieden.

Warum für Curling?

Christian Haller, selbst Spitzencurler, hat gelesen, dass ich an die Olympischen Spiele möchte und hat mit mir Kontakt aufgenommen. Haller kannte bereits die Gebrüder Pfister durchs Curlen. Ich habe gesagt: «Curlen kann ich zwar nicht, aber dieses Projekt kann ich vorantreiben.»

Ich habe versprochen, dass dieses Team das best-gesponserte sein wird und dass ich richtig hart trainieren werde. Da haben sie gemerkt, dass ich es ernst meine. Seit einem halben Jahr trainiere ich täglich in der Curlinghalle. Sie sind alle talentierte Curler, nur ich nicht.

Curling ist nicht die Sportart, die zu einem Lifehacker, Blogger und Entrepreneur passt. Warum doch?

Zuerst war der Gedanke: Wie werde ich fit? Mann muss schon sportlich sein. Curler sind auch alle Weirdos, inklusive mir. Ist es der sexieste Sport? Nein, wahrscheinlich nicht. Umso geiler! In unserem Team spielen zwei Halb-Filippinos aus dem Emmental, einer arbeitet auf dem Abbruch, der dritte ist Elektriker, einer bei der ZKB, und ich habe Dildos verkauft.

Warum kamen die Olympischen Sommerspiele nicht in Frage?

Ich bin weit weg von einem Profi-Sportler. Relativ schnell wurde klar, dass ich für die Schweiz nie an Olympischen Spielen teilnehmen werden kann. Auch für die Philippinen sind die Chancen sehr klein.

Wie hat der philippinische Verband reagiert?

Wir wollen einen «Cool Runnings 2»-Effekt generieren. Der philippinische Verband ist interessiert, möglichst viele Sportarten anzubieten. Das Land zeigt eine grosse Begeisterung für Basketball, Boxen ist sehr beliebt. Sie halten das nicht für eine Schnapsidee. Es ist eine Möglichkeit sich als Sportnation darzustellen.

Wie läuft das ab, wenn man aus dem Nichts eine Curling-Mannschaft für Olympia stellen will?

Anfangs Jahr hatten wir die Idee. Die Mutter der Gebrüder Pfister war anfangs dagegen, dass ihre Kinder für die Philippinen antreten: «Ihr seid Schweizer, ihr spielt für die Schweiz.» Da mussten wir Pässe in Rekordzeit besorgen.

Den philippinischen Curlingverband mussten wir mitgründen. Die Statuten sind auf Sommersportarten ausgelegt. Im September wurden wir von der World Curling Federation angenommen. Im Nachhinein tönt alles geradliniger, als es war.

Wie gross sind Ihre Chancen, tatsächlich in Mailand 2026 zu curlen?

Anfangs hätte ich uns 0,5 bis 1 Prozent Chance gegeben wegen den administrativen Hürden. Wir mussten ja zuerst den philippinischen Curlingverband mitgründen. Jetzt räume ich uns eine Chance von 25 Prozent ein.

Wir müssen uns an der Pan-Continental Curling Competition in der B-Division durchsetzen. Ende Oktober wollen wir in die Kategorie A. Unser härtester Konkurrent ist China, die anderen Teams sind eher Exoten. Die besten Teams dürfen an die WM. Wer dort schlecht abschneidet, kann noch an ein Qualifikationsturnier für Olympia.

Ist die Olympia-Teilnahme auch eine Marketing-Strategie?

Meine grosse Leidenschaft ist, solche Geschichten mit anderen zu kreieren. Darum mache ich das Ganze. Ich habe angefangen, das zu promoten. Social Media, Youtube, der ganze Inhalt, es geht nicht mehr um ein Endprodukt. Dadurch, dass wir direkt zum Konsumenten, User und Viewer sprechen können, können wir das ganze dokumentieren. Wir nehmen die Leute mit auf die Reise. Wer Bock hat, kann zuschauen.

Ist das Unterfangen auch ohne Olympia-Teilnahme ein Erfolg?

Solche Fragen stelle ich mir bewusst nicht. Ich habe keinen Plan B. Es gibt kein «wenn nicht», diese Eventualitäten gibt es nicht. Ohne dieses Ziel würde ich wohl nicht jeden Tag Curling spielen, obwohl ich mittlerweile Freude daran habe.

veröffentlicht: 11. Oktober 2023 09:20
aktualisiert: 11. Oktober 2023 11:27
Quelle: ZüriToday

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