Eritrea-Streit

«In Zürich hat uns die Polizei ignoriert»

· Online seit 04.09.2023, 22:36 Uhr
Eine 21-Jährige, eine der verletzten Personen an der Massenschlägerei in Opfikon, richtet Vorwürfe an die Kantonspolizei Zürich. Diese sei vorgewarnt gewesen und habe zu spät gehandelt.

Quelle: Das steckt hinter der Eritreer-Massenschlägerei in Opfikon / 04.09.2023

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Regimegegnerinnen und Regimeanhänger trafen am Samstagabend im Glattpark aufeinander. Das Aufeinandertreffen der eritreischen Gruppen endete in einer Massenschlägerei. Die Polizei griff ein, 12 verletzte Personen gab es dennoch. Eine davon ist Snit Tesfamaryam. Gemäss der 21-jährigen Schweizerin, die als Siebenjährige mit ihrer Familie aus Eritrea in die Schweiz flüchtete, hätte die Schlägerei verhindert werden können.

In anderen Kantonen genau hingeschaut

«Schon vor einer Woche haben wir die Polizei in jedem Kanton – auch in Zürich – durchgerufen und vor dem Jahrestag des eritreischen Unabhängikeitskrieges gewarnt, an dem in vielen Städten weltweit Spenden für das Regime gesammelt werden», sagt Tesfamaryam zum «Tages-Anzeiger».

In den Kantonen Bern und St.Gallen habe die Polizei genau hingeschaut und versucht, die Weiterfahrt von Eritreern zu verhindern. «In Zürich haben sie uns ignoriert», so die 21-Jährige.

Notruf erstmals eine Stunde vor Schlägerei gewählt

Die Regimegegnerin und Aktivistin sagt, es seien bereits am Samstagnachmittag Videos von der Zusammenkunft der Regimebefürworter in Opfikon kursiert. Daraufhin hätten sich viele Eritreerinnen und Eritreer aus diversen Kantonen dorthin begeben, um die Verherrlichung des Gewaltregimes zu unterbinden.

Gegen 17 Uhr habe sie noch auf der Autobahn den ersten Notruf gewählt. «Weil wir wussten, dass sich da etwas zusammenbraut», berichtet Tesfamaryam.

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«Es ist keine saubere Arbeit»

Als sie von der Notrufzentrale mit einem Mitarbeitenden der Kantonspolizei verbunden wurde, sei dieser desinteressiert gewesen. «Dann hat er gesagt, er könne uns nicht weiterhelfen und hat während des Gesprächs einfach aufgelegt», sagt die Schweizerin. Sie habe es nicht fassen können. «Es ist einfach eine Schande, traurig und keine saubere Arbeit», sagt sie. Die Polizei sei viel zu spät gekommen.

Kapo-Sprecher Ralph Hirt erklärte am Montag gegenüber ZüriToday: «Wir hatten Kenntnis, dass es zu Veranstaltungen in anderen Kantonen kommen würde. Nach aktuellem Stand handelte es sich im Kanton Zürich um eine spontane Kundgebung.» Dass es Meldungen zum Fall gegeben hat, streitet Hirt nicht ab. «Unmittelbar nach Eingang der ersten Meldung wurden entsprechende Kräfte aufgeboten.»

(hap)

veröffentlicht: 4. September 2023 22:36
aktualisiert: 4. September 2023 22:36
Quelle: ZüriToday

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zueritoday@chmedia.ch