Am Gleis 3 des Zürcher Hauptbahnhofs wird gedealt. Wie die «SRF Rundschau» berichtet, wird dort aber nicht normales Heroin verkauft, sondern Diaphin – medizinisches Heroin. Dieses erhalten die Süchtigen an der Drogenabgabestelle ARUD, die nur wenige Meter von Gleis 3 entfernt ist.
Das Diaphin wird dort an schwer heroinabhängige Personen abgegeben. Oft erhalten sie gleich die Rationen für mehrere Tage. Kleinste Mengen von Diaphin sind dabei für Nicht-Süchtige bereits tödlich. Ein Abhängiger sagte gegenüber der Fernsehsendung: «Es sind ganz viele Leute gestorben wegen dieser Tablette.»
Zürich gibt Diaphin lockerer mit als andere Stellen
Viele Süchtige sollen ihr Diaphin weiterverkaufen, um ihren Konsum zu finanzieren. Oft kaufen sie sich davon andere Drogen, wie Kokain. Daraus können sie damit beispielsweise Crack herstellen. Die Kantonspolizei Zürich, die für den Hauptbahnhof zuständig ist, weiss vom Handel. Mehrere Süchtige haben gegenüber der Fernsehsendung ebenfalls bestätigt, dass am Gleis 3 mit Diaphin gedealt werde.
Die Praxis, dass der Heroinersatz gleich für mehrere Tage abgegeben wird, wurde während der Coronapandemie verstärkt eingeführt. Vorher passierte dies nur in Einzelfällen. Heute erhalten laut der «SRF Rundschau» rund 450 Personen in Zürich das Diaphin für mehrere Tage. Das hat auch die Stadtpolizei Zürich registriert. Sie stellt seit der Pandemie jährlich mehr als doppelt so viel Diaphin sicher. In anderen Abgabestellen gibt es strengere Richtlinien für die Abgabe als in Zürich.
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Thilo Beck, Co-Chefarzt der Drogenabgabestelle ARUD, verteidigt die Mitgabepraxis: «Nur ein kleiner Teil hat Schwierigkeiten.» Die meisten Personen würden sehr korrekt und verantwortungsvoll mit dem Diaphin umgehen. Beck würde die Abgabe des Ersatzstoffes gerne noch lockerer handhaben. Er fordert, dass Diaphin für bis zu einem Monat mitgegeben werden dürfe.
(zor)