Ukraine-Krieg

GPS-Technik von Thalwiler Firma steckt in iranischer Russen-Drohne

· Online seit 06.01.2023, 17:17 Uhr
Das Thalwiler Technik-Unternehmen U-Blox steht in der Kritik: In einer iranischen Drohne wurden von ihm hergestellte GPS-Empfänger entdeckt. Diese war von Russland im Ukraine-Krieg eingesetzt worden.
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Das Unternehmen U-Blox aus Thalwil ist erneut in Negativschlagzeilen geraten: Wie der "Tages-Anzeiger« berichtet, wurde in der Ukraine eingesetzten Kamikaze-Drohne ein Bauteil der Zürcher Firma gefunden. Die Zeitung beruft sich dabei auf den US-amerikanischen Sender «CNN». Bereits im Juni 2022 hatte »ZüriToday" berichtet, dass sich Chips von U-Blox in Drohnen befanden, die im Ukraine-Krieg zum Einsatz kamen.

Die Kamikaze-Drohne des Typs Shahed-136 stammt ursprünglich aus dem Iran. Das westasiatische Land unterstützt die russische Armee im Ukraine-Krieg seit mehreren Wochen mit der Lieferung von Drohnen.

U-Blox kritisiert Verwendung fürs Militär 

Welches genaue Bauteil der Kamikaze-Drohne von U-Blox stammt, erwähnt CNN nicht. U-Blox selber sagte am Donnerstag auf Anfrage des «Tages-Anzeigers», dass es sich wahrscheinlich um einen GPS-Empfänger handle. Exakt bestimmen lasse sich das Produkt jedoch nicht.

Laut U-Blox sind seine Produkte nur für den kommerziellen Gebrauch bestimmt. Die Verwendung für russische Militärausrüstung sei «eine klare Verletzung der Verkaufsbedingungen, die sowohl für Kunden als auch für Distributoren gelten». Diese Bedingungen würden seit 2002 gelten.

Ausfuhr von GPS ist nicht bewilligungspflichtig

Verkäufe nach Russland habe man Anfang des Jahres nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine komplett gestoppt. Und in den Iran habe man in der ganzen Unternehmensgeschichte überhaupt noch nie ein Produkt geliefert, wird Sven Etzold, Leiter Business Marketing, in der Zeitung zitiert.

Wie konnte der U-Blox-GPS-Empfänger also in eine iranische Drohne gelangen? Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco), das hierzulande für Exportkontrollen zuständig ist, sagt gemäss dem «Tages-Anzeiger», dass die Ausfuhr von GPS-Empfängern «grundsätzlich nicht bewilligungspflichtig» sei.

Iran kaufte Empfänger wohl auf Zweitmarkt

Der Export aus der Schweiz in den Iran ist immerhin seit 2007 durch die Sanktionen verboten. Da solche Güter normalerweise aber ausserhalb der Schweiz hergestellt und vertrieben werden, sei aber gut möglich, dass der Iran als auch Russland die Güter für ihre Waffenprogramme auf anderen Märkten beschafft hätten.

Die Firma U-Blox entwickelt seit gut zwanzig Jahren solche Chips, die auch für die Lokalisierung einer Drohne genutzt werden können. Verkauft werden diese zum grössten Teil an Kunden aus der Industrie und der Autobranche.

(mhe)

veröffentlicht: 6. Januar 2023 17:17
aktualisiert: 6. Januar 2023 17:17
Quelle: ZüriToday

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