Gewalt-Beratungen erreichen beim Mannebüro Züri Rekordniveau
Letztes Jahr registrierte die Polizei in der Schweiz knapp 20'000 Straftaten bezüglich häuslicher Gewalt. Das entspricht einer Zunahme von 3,3 Prozent und damit einem Mehr von 637 Straftaten gegenüber dem Vorjahr
Die Gewaltberater des Männerbüros im Zürcher Kreis 4 spüren die Zunahme der Probleme deutlich. 756 Gespräche mit gewalttätigen Männern bedeuten einen neuen Jahreshöchstwert bei der Beratungsstelle. Den meisten Männern gelinge es, nach der Beratung ein Leben ohne Gewalt zu führen, erklärt der Geschäftsführer des Mannebüros Mike Mottl gegenüber dem «Tagblatt der Stadt Zürich».
Gewalt entsteht aus Stress, Überforderung oder Rollenbildern
Das Mannebüro hat sich spezialisiert auf Rollenbilder, die oft hinter häuslicher Gewalt stecken. Weitere Auslöser sind Stress, Überforderung oder Kontrollverlust. Beratungen bei sexologischen Fragen, Konflikten bei Trennung und Scheidung bietet das Mannebüro ebenfalls an.
Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir jetzt die Today-App:
Eine grosse Stärke der Zürcher Beratungsstelle sei die Mehrsprachigkeit des Teams. Männer mit Migrationshintergrund seien in der Gewaltprävention sehr schwierig zu erreichen. Das Mannebüro hat deshalb in einem Pilotprojekt acht mehrsprachige Männer zu spezialisierten interkulturellen Gewaltberatern ausgebildet. Darüber hinaus ist das Team des Mannebüros auch im Ausland tätig.
Männer als Opfer von häuslicher Gewalt
Bei schweren Gewalttaten sind Männer meistens in der Rolle der Täter. Die Arbeit mit Männern als Opfer stecke noch in den Kinderschuhen und sei mit vielen Tabus behaftet, erklärt Mottl. Bei kantonalen Lernprogrammen der Zürcher Bewährungs- und Vollzugsdiensten verfolge man erste Ansätze, welche sich auch mit Gewalt ausübenden Frauen beschäftigen.
(nib/lba)