Erziehung

Eltern motzen weiter über Dreck im Kinderparadies Trampolino – und kriegen Retourkutsche

· Online seit 11.12.2023, 06:56 Uhr
Nach wie vor fluchen Mütter und Väter über angeblich mangelnde Hygiene im Dietiker Kinderparadies Trampolino. Eine gründliche Reinigung hält Inhaber Gerhard Mack nicht für nötig. Kinder seien früher besser erzogen gewesen und Eltern anständiger, so Mack.
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Im Trampolino toben sich die Kinder aus, im Internet dann die Eltern. Die negativen Bewertungen über das Kinderparadies in Dietikon auf Google reissen nicht ab. «Sehr schlechte Hygiene», «schmuddelig» oder «einfach eklig», schimpfen sie. Ein User motzt: «Die Hygiene ist so abartig, dass ich mich frage, wie das Trampolino noch geöffnet sein kann.».

Im letzten Frühling war der Indoor-Spielplatz in die Schlagzeilen geraten, nachdem sich eine Mutter auf Social Media über den Dreck ausgelassen hatte. Die Betreiber führten den Schmutz auf Kinder zurück, die sich nicht an die Anweisungen hielten. Eine gründliche Reinigung hält Inhaber Gerhard Mack bis heute nicht für nötig.

«Wenn wir das Trampolino öffnen, ist alles picobello sauber. Abends sieht es dann aus wie im Schweinestall», sagt Gerhard Mack zur Today-Redaktion. Das Putzpersonal sei ständig im Einsatz, könne aber nicht das Unmögliche tun. «Viele Eltern meinen heute, ihre Kinder könnten alles auf den Boden schmeissen, wenn sie Eintritt bezahlt haben.»

Mack spricht aus langjähriger Erfahrung. Er stammt aus der bekannten Familie Mack, die den Europa-Park Rust betreibt. Selbst ist er zudem fünffacher Grossvater. «Die Kinder waren vor 10, 20 Jahren besser erzogen und die Eltern anständiger», sagt er.

«Torten mit Crème hoch zehn»

Oft kritisieren die Eltern in den Kommentaren im Internet Teppiche voller eingeklebter Kaugummis und Flecken. Mack erklärt dies damit, dass Kinder trotz Hinweis Kaugummis auf die Teppiche spuckten. «Und wenn wir mit unserer Teppichreinigungsmaschine die Kaugummis entfernt haben, entsteht auf dem schwarzen Teppich ein Fleck – das ist also alles andere als Schmutz.»

Aktuell sei der Betrieb jedoch daran, die betroffenen Teppiche zu ersetzen. Einfach zu reinigende Parkettböden kämen dabei aber nicht infrage. «Fällt ein Kind auf den harten Boden, könnte es sich verletzten.»

An den Kindergeburtstagen sind laut Mack «Torten mit Crème hoch zehn» beliebt. «Die Eltern stopfen die Kinder damit voll und beim Herumtoben übergeben sie sich dann natürlich.» Doch weder den Müttern noch den Vätern komme es in den Sinn, beim Reinigen zu helfen. «Sie überlassen alles uns.»

«Kinder schneiden Sicherheitsnetze auf»

Neben der Reinigung ist das Personal auch ständig damit beschäftigt, Eskalationen zu verhindern. «Die Aggressivität der Mädchen und Jungen hat zugenommen», stellt Mack fest. Charakterlich seien sie weniger ausgeglichen als früher. «Es gibt Kinder, die schneiden die Sicherheitsnetze bei den Spielgeräten auf», sagt er kopfschüttelnd. Auch spielten sie Streiche, mit finanziellen Folgen für das Trampolino. «Weil Kinder die WCs ständig mit WC-Rollen verstopften, bis alles überschwemmt wurde, mussten wir die Rollen durch Toilettenpapierspender ersetzen.»

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Gerne besuchen auch Teenager das Spielparadies. «Manchmal kommen ganze Jugendgruppen von 12- und 13-Jährigen, die durch die Hallen rennen und keine Rücksicht auf die Kleinen nehmen», sagt Mack. Diese müsse das Personal zum Schutze der kleinen Gäste regelmässig wegschicken. «Ich bin immer froh, wenn abends nichts passiert ist.» Macks Fazit: «Wir haben eine katastrophale Gesellschaftsstruktur.»

«Mutwillig beschädigt»

In anderen Spielparadiesen in der Region toben sich auch nicht nur brave Kinder aus. «Auch bei uns wurde schon mutwillig beschädigt», sagt Nicola Huggel, Mitbesitzerin der Spielhalle Starbie in Dietikon. Das Personal sei stets bestrebt, die Hausregeln durchzusetzen und die Sauberkeit hochzuhalten. Auch sie appellierten an die Eltern, die Aufsichtspflicht stets wahrzunehmen.

«Absichtlich getätigte Verschmutzungen oder gar Vandalismus gehören der Seltenheit an», sagt Kevin Zimmerli, Leiter Marketing im Kinderparadies Shoppi Tivoli in Spreitenbach. Bei jährlich rund 50'000 Kindern im Alter von drei bis neun Jahren stelle man zwangsläufig Unterschiede in Sachen Erziehung fest. Beim Einhalten der Hausordnung mache das Kinderparadies mit vereinzelten Ausnahmen gute Erfahrungen.

Über Sauberkeit lasse sich streiten

Manche Eltern im Trampolino können das Gemotze über mangelnde Sauberkeit nicht verstehen. «Zum Glück bekommen wir mehrheitlich von vielen Eltern, die bei uns zu Gast sind, ein positives Feedback», sagt Gerhard Mack. Der Redaktion hat er deshalb Beispiele positiver Rückmeldungen geschickt.

Diese lauten etwa: «Was erwartet man? Wenn die Kinder draussen auf einem Spielplatz spielen, ist es nicht sauberer – jammern auf hohem Niveau.» Ein weiterer Elternteil ist angeblich der Meinung, dass sich über die Sauberkeit streiten lasse. «Es ist immer noch ein ‹Spielplatz› mit vielen Besuchern. Klar gibts da Gebrauchsspuren am Teppich. Man könnte den sicher wieder mal erneuern.» Aber das Wichtigste sei doch, dass die Kleinen Spass hätten.

veröffentlicht: 11. Dezember 2023 06:56
aktualisiert: 11. Dezember 2023 06:56
Quelle: ZüriToday

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