Seit mehr als hundert Jahren wird auf dem Schlachhof-Areal an der Grenze zwischen Aussersihl und Altstetten das getan, was der Name schon sagt: geschlachtet. Der heute denkmalgeschützte Bau war für die Fleischwirtschaft der Stadt und Region lange ein zentraler Ort. Damit soll jedoch in nur wenigen Jahren Schluss sein.
Wie der Zürcher Stadtrat entschieden hat, will man das Areal «weiterentwickeln». Heisst: Es soll ein offenerer und grünerer Ort entstehen, der zwar weiterhin vorrangig dem Gewerbe zur Verfügung steht. Aber eben nicht für die Fleischproduktion. Man habe entschieden die 2029 auslaufenden Mietverträge mit den drei heutigen Hauptnutzern nicht zu verlängern, heisst es in einer Medienmitteilung vom Donnerstag. Damit wird das Ende des Schlachtens auf dem Areal besiegelt.
Ein Grund für diesen Entscheid sei auch, dass heute rund drei Viertel des Schlachtguts aus dem Areal an nicht-regionale Betriebe geliefert werde. Man wolle nun Platz machen für andere Industrien und das Areal gleichzeitig schrittweise öffnen und «grosszügige Frei- und Grünräume» schaffen.
Kein Verständnis bei der FDP
Auf mehr als gemischte Reaktionen trifft der Entscheid des Stadtrats bei den verschiedenen Parteien. Die Stadtzürcher FDP kritisiert den Schritt scharf und schreibt: «Stadtrat möchte Gewerbe schlachten». Man gefährde voreilig und ohne Not mehr 300 Arbeitsplätze in mehreren Firmen, «dies ohne einen konkreten Plan für die Zukunft des Areals oder den Erhalt der Arbeitsplätze zu haben».
Es sei nicht verständlich, dass nun ein Entscheid kommuniziert wird, der vielleicht nie umgesetzt weden kann. «Die meisten Gebäude auf dem Schachthofareal dienen der Fleischgewinnung und stehen unter Denkmalschutz, weshalb eine sinnvolle künftige Neunutzung in keiner Weise gesichert ist. Nachhaltige Arbeitspläne entstehen durch langfristigen Aufbau und nicht durch Planspiele», heisst es.
Auch das Argument des Stadtrats, der Grossteil des produzierten Fleisches würde an nicht-regionale Betriebe gehen, will man im Hause der FDP nicht gelten lassen. Der Entscheid stünde vielmehr im Widerspruch nach mehr Regionalität und kurzen Wegen.
SP begrüsst Entscheid
Gänzlich andere Töne schlägt die SP der Stadt an. Der Entscheid der Regierung sei sehr erfreulich. «Ich freue mich sehr über den Entscheid des Stadtrats, das Schlachthof-Areal für alternative Gewerbenutzungen und die Bevölkerung zu öffnen. So kann das Areal ein Teil unseres lebendigen Quartiers werden», wird in einer Medienmitteilung etwa SP-Gemeinderätin Tiba Ponnuthurai zitiert.
Anstatt auf die Fleischproduktion auf andere Gewerbe zu setzen, sei ein richtiger Schritt. «Mit anderen Gewerbebetrieben kann das Areal vielfältiger genutzt werden als mit dem heutigen Schlachtbetrieb, zugänglicher werden und die angrenzenden Quartiere miteinander verbinden», so Gemeinderat Marcel Tobler abschliessend.
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