Baustelle in den Bergen

Als eine Seilbahn die Züri-Trams in die Höhe zog

07.03.2022, 21:23 Uhr
· Online seit 07.03.2022, 18:58 Uhr
Um ein Wasserkraftwerk in den Glarner Alpen zu errichten, dienten 1960 mehrere ausrangierte Trams aus Zürich als Transportmittel. Sie mussten per Seilbahn ins Gebirge gebracht werden. Wo sie bei Bauende gelandet sind, ist bis heute unklar.
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Von 1959 bis 1964 wurde das Wasserkraftwerk Linth-Limmern inmitten der Glarner Alpen errichtet. Über 1500 Arbeiter waren am Megaprojekt beteiligt, bewegten ganze Berghänge und erbauten einen gigantischen Staudamm. Um die schweren Gesteinsbrocken, Maschinen, Arbeiter und tonnenweise Zement zu befördern, wurde auf knapp 1850 Metern Meereshöhe ein riesiger Tunnel in den Berg gesprengt, Fahrleitungen eingebaut und Tramgleise gelegt. Auf diesen fuhren im Halbstundentakt tagein tagaus ausrangierte Trams aus der Stadt Zürich.

Insgesamt elf ausrangierte Wagons hatte man der Stadt Zürich für über 60'000 Franken abgekauft. Um die VBZ-Fahrzeuge ins Gebirge bringen zu können, wurde eine Materialseilbahn mit einer Tragkraft von 18 Tonnen errichtet. Oben angekommen, führte ein drei Kilometer langer Stollen zur enormen Baustelle am Fusse der Staumaurer.

Als Staumauer und Kraftwerk 1964 fertig gebaut waren, hatte man für die Tramwagen jedoch keine Verwendung mehr. Wo sie schliesslich gelandet sind, ist bis heute unklar. Auch die VBZ haben diesbezüglich keine genauen Quellen mehr. Vermutet wird jedoch, dass die Wagen wieder ins Tal gebracht worden sind, wo sie – schwer gezeichnet von den Jahren im Berg – auseinandergenommen und verschrottet wurden. Es gibt jedoch auch Gerüchte, dass die Wagen noch immer im Gebirge – genauer gesagt am Grunde des Limmern-Stausees – liegen. Beweise hierfür gibt es keine.

Übrigens: Wer mehr über solche waghalsigen Aktionen erfahren möchte, kann sich die Publikation „Züri-Tram im Hochgebirge“ von Christian Ammann zu Gemüte führen. Diese ist unter anderem im Zürcher Tram-Museum erhältlich. Hier ist ausserdem ein baugleiches Schwesternfahrzeug der Wagen zu sehen, welche beim Bau des Wasserkraftwerks im Einsatz waren. Ein weiteres Schwesternfahrzeug zieht derweil weiterhin in Zürich seine Runden: Das Märlitram.

veröffentlicht: 7. März 2022 18:58
aktualisiert: 7. März 2022 21:23
Quelle: ZüriToday

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