Zürich

Affoltern am Albis: Eltern wehren sich gegen Aufhebung von Grab der Tochter

Affoltern am Albis

Kindergrab wird gegen den Willen der Eltern geräumt

· Online seit 03.04.2024, 09:24 Uhr
Rund 20 Jahre nach dem Tod seiner Tochter kommt für Werner Fuchs der nächste harte Schlag. Das Grab in Affoltern am Albis wird aufgehoben.
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Der Montag, 15. April wird für Werner Fuchs, ehemaliger SP-Ortspräsident von Affoltern am Albis kein leichter Tag werden. Rund 20 Jahre nachdem seine Tochter im Alter von 15 Jahren verstorben ist, wird ihr Grab geräumt. Gegenüber dem «Tages-Anzeiger» sagt Werner Fuchs: «Wenn sie das Grab räumen, ist das, wie wenn ich Olivia ein zweites Mal verlieren würde».

Friedhof war wichtiger Ort für Kontakt mit der verstorbenen Tochter

Seine Tochter Olivia ist an medizinischen Komplikationen nach einem epileptischen Anfall gestorben. Seither liegt sie auf dem Friedhof in Affoltern am Albis. Ihr Vater sei an diesem Ort immer wieder mit Olivia in Kontakt getreten.

Werner Fuchs und seine Ex-Frau sind im letzten Jahr von der Gemeinde über die Aufhebung des Grabs informiert worden. Die gesetzlich vorgeschriebene Ruhefrist von 20 Jahren sei abgelaufen. Fuchs hat sich dann umgehend bei der Stadtpräsidentin Eveline Fenner gemeldet und diese gebeten, eine Ausnahme zu machen.

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Werner Fuchs machte der Stadtpräsidentin einen Vorschlag

Fuchs schlug der Stadtpräsidentin vor, bei Kinder-Grabräumungen flexibler zu sein. Platz sei ja noch genug. Er hat sich auch beim SVP-Nationalrat und ehemaligen Gemeindepräsident Toni Bortoluzzi erkundigt, ob eine solche Ausnahme möglich sei. Er habe eine positive Antwort erhalten, sagt Fuchs, es gebe Ermessensspielraum.

Eveline Fenner traf Fuchs im April 2023 zu einem längeren Gespräch auf dem Friedhof. Die Stadt blieb bei ihrem Entscheid, gab aber eine kleine Fristerstreckung von zwei Wochen, damit das Grab nicht exakt an Ostern geräumt werden müsste.

Die Stadtpräsidentin sagt gegenüber dem «Tages-Anzeiger», dass die Stadt sich den Entscheid nicht leicht gemacht habe. So eine Ausnahme könnte zu Problemen führen, wenn man eine Grabreihe, aufgrund einer Ausnahme, nicht aufheben könne.

Werner Fuchs will Stadtpräsidentin nicht mehr sehen

Für diese Begründung hat Werner Fuchs kein Verständnis und sagt, er wolle Frau Fenner nicht mehr sehen, da in der Friedhofsverordnung nicht explizit stehe, dass man ein Grab nach der gesetzlich vorgeschriebenen Ruhefrist räumen muss.

Werner Schneebeli, der Pfarrer von Affoltern, der die Familie Fuchs beim Tod von Olivia begleitet hatte, sagt zu dem schwierigen Thema: «Es gibt bei uns kein Recht auf eine ewige Grabesruhe.» Weiter sagt Schneebeli, er wünsche sich einen pragmatischeren Umgang mit Menschen wie Werner Fuchs. Gerade bei Kindergräbern könne man Ausnahmen gut begründen.

Werner Fuchs und die Mutter von Olivia haben in Affoltern mittlerweile schriftlich beantragt, dass ihnen die Urne mit den sterblichen Überresten ihrer Tochter Olivia am 15. April ausgehändigt wird. Was sie damit machen, haben sie noch nicht entschieden.

veröffentlicht: 3. April 2024 09:24
aktualisiert: 3. April 2024 09:24
Quelle: ZüriToday

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