«Wir hatten nur wenige Minuten Zeit, um zu flüchten»

Seit bald einer Woche herrscht in der Ukraine Krieg. Wer kann, flüchtet. Malika Kliber aus Berlin ist an die ukrainische Grenze in Polen gereist, um ihre Familie nach Deutschland zu holen. Nun bringt sie fünf Erwachsene, drei Kinder und eine Katze aus dem Krisengebiet in Sicherheit.

«Ich habe meine Familie jetzt bei mir, das ist das Wichtigste», sagt Malika Kliber. Ihre Schwester hält ihr weinendes Baby auf dem Arm und sagt, dass sie sich um die restlichen Freunde und Verwandten Sorgen mache, die im Krisengebiet bleiben müssen. Auch um ihren Ehemann sorgt sie sich. «Er konnte seine Frau und Kinder nur zur Grenze bringen und musste dann zurück an die Waffe», übersetzt Malika Kliber für ihre Schwester.

Bangen um die Zukunft

Ebenfalls auf der Flucht ist die Grossmutter Ludmilla. Unter Tränen sagt sie, dass sie keine Zukunft mehr hätten. «Wir hatten nur wenige Minuten, um das Baby einzupacken und zu flüchten.» Ihre Tochter sei mit der Ausbildung zur Ärztin gerade erst fertig geworden, ihr Mann kämpfe an der Front und die Kinder müssten jetzt ihr Haus und ihre Heimat verlassen. Die 69-Jährige bangt auch um ihre eigene Wohnung in Kiew. Diese hat sie mit ihrem ganzen Ersparten gekauft.

Geschehnisse sind noch unbegreiflich

Die Familie ist mit ihrem Privatauto nach Polen geflüchtet. Auf dem Weg sind sie unter russischen Helikoptern durchgefahren und haben Autowracks am Strassenrand gesehen. Trotzdem scheinen sie die Ereignisse noch nicht begriffen zu haben. «Sie können die Situation wirklich kaum einschätzen. Sie denken, dass sie in einer Woche wieder zurück ins Land und ihr Leben weiter leben können», sagt Malika Kliber.

(mle)