Weltfrauentag

«Frauen arbeiten im Jahr fast zwei Monate gratis»

· Online seit 08.03.2022, 07:57 Uhr
Am Dienstag, 8. März, ist Weltfrauentag. Wie ist es um die Gleichberechtigung heutzutage bestellt und was bringen Demonstrationen? Wir haben bei der Co-Geschäftsführerin der Frauenzentale in Zürich nachgefragt.
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Vermummte versuchen Polizeisperren zu durchbrechen. Wasserwerfer werden eingesetzt. Die Frauenkampf-Demonstration am vergangenen Samstag in Zürich war nicht nur friedlich. Für Olivia Frei, Co-Geschäftsführerin der Frauenzentrale in Zürich, ist klar: «Solche Demonstrationen, egal für welches Thema man kämpft, lenken vom eigentlichen Thema ab.»

«Es ist schade, wenn man am Schluss nur von schlechten Demos spricht»

Grundsätzlich begrüsst Olivia Frei Kundgebungen wie den Frauenstreik im Jahr 2019: «Es ist schön, wenn tausende Menschen friedlich auf die Strasse gehen und zeigen, dass ihnen das Thema am Herzen liegt.» Es könne auch Schwung in die Gesellschaft und Politik bringen und das Thema wieder sichtbarer machen. «Schwierig wird es, wenn die Demo selbst vom eigentlichen Thema ablenkt, denn das trägt nicht dazu bei, irgendetwas zu verbessern», so Frei.

Man dürfe zeigen, dass man wütend sei, aber die Haltung solle konstruktiv und klar rüberkommen: «Wir sind unzufrieden, möchten es ändern und haben Vorschläge, wie wir das machen können», sagt Olivia Frei. Anstelle von Demonstrationen, die schlecht über sich reden lassen, könne man den Frauentag auch anders feiern. «Man kann zum Beispiel an dem Tag das Kinoprogramm anpassen und Filme bringen, die den Tag unterstreichen», meint Frei.

Quelle: TeleZüri

Altersarmut ist grösser bei Frauen

Über Jahrzehnte haben Frauen weniger Rechte. In der heutigen Zeit sieht das anders aus. «Oberflächlich gesehen ist die Gleichstellung der Frau erreicht. Um so schwieriger ist es, aufzuzeigen, was noch nicht gleich ist», sagt die Co-Geschäftsführerin der Zürcher Frauenzentrale.

In den letzten zehn bis 20 Jahren sei die rechtliche Gleichstellung verbessert worden. In der Politik jedoch, gäbe es noch keine Gleichheit. «Im Zürcher Gemeinderat sind es jetzt zwar 40 Prozent Frauen, aber es ist noch keine Parität», so Frei.

«Frauen arbeiten im Jahr rund 60 Tage gratis»

Das Ungleichgewicht sei in den Führungspositionen auch zu sehen. Die Lohnungleichheit sei nach wie vor da. «Die Frau arbeitet im Vergleich zum Lohn des Mannes, knapp zwei Monate gratis im Jahr», so Frei. Zudem müsse ihrer Meinung nach der Koordinationsabzug geändert werden. Er bestimmt, welcher Lohn bei der Pensionskasse versichert ist. «Dieser Lohnabzug ist immer gleich hoch, egal ob man 200'000 oder 50'000 Schweizer Franken im Jahr verdient. Das ist nicht gerecht», so Frei.

Da Frauen mit Kindern heutzutage oft noch einer Teilzeitarbeit nachgehen, leiden besonders die Frauen darunter. «Der fixe Abzug, der auch bei Teilzeitarbeiterinnen gleich hoch ist, führt dazu, dass mehr Frauen in eine Altersarmut fallen», erklärt Olivia Frei.

veröffentlicht: 8. März 2022 07:57
aktualisiert: 8. März 2022 07:57
Quelle: ZüriToday

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