Videos

Zürcherin entwickelt stützende Penishülle für trans Personen

Intimität

Zürcherin entwickelt stützende Penishülle für trans Personen

27.05.2022, 12:30 Uhr
· Online seit 27.05.2022, 09:03 Uhr
Sex gehört zum Leben vieler Menschen dazu. Doch was ist, wenn man Sex aufgrund seiner Anatomie nicht so ausleben kann, wie man es gerne möchte? Für trans Menschen könnte Aris, von Industriedesignerin Stella, die Lösung sein.

Quelle: ZüriToday / Silja Hänggi

Anzeige

Sex, die schönste Nebensache der Welt. Aber ist Sex wirklich nur eine Nebensache? Was ist, wenn man aufgrund seiner Anatomie Sex nicht so ausleben kann, wie man gerne möchte. Was ist, wenn man Sex nicht so geniessen kann, wie man es sich wünscht, ohne sich zum Beispiel einer Operation zu unterziehen? Dann wird aus einem Akt, der für viele Menschen einfach, selbstverständlich und natürlich ist, eine Tortur.

Mehr Stabilität gewünscht

Für ihre Bachelorarbeit an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHDK), und schon vorher, setzte sich Designerin Stella Waldvogel intensiv mit diesem Thema auseinander.

Was genau ist ARIS?

Stella Waldvogel: «ARIS ist ein Sleeve für Menschen mit einem chirurgisch gebauten Penis, das diesen versteift und so die Penetration ermöglicht. Es wird  – ähnlich wie ein Kondom – vor dem Eindringen über den Neophallus gestülpt. ARIS ist das erste Produkt unter ISYO, meiner Marke für sinnliche Toys für alle Körper, die gerade entsteht.»

Wie bist du auf die Idee mit Aris gekommen?

«Die Idee entstand 2019, als ein befreundeter trans Mann auf mich zukam. Er fragte mich, ob ich ein Produkt entwickeln kann, das ihm ohne Implantat einer Erektions-Prothese penetrierenden Sex ermöglicht. Da der Neophallus über keine Schwellkörper verfügt, muss er anderweitig versteift werden.»

Schmerzhafte Alternativen

Klar gebe es bereits Produkte, die einen gewissen Support bieten, sie sind allerdings für cis Männer konstruiert. Ausserdem sei die Folge vieler solcher Penishüllen, dass sie schmerzen, oder man als trans Person nicht mehr viel spüre.

Penetration nur mittels OP und Implantat

Bei einer Phalloplastik, oder auch Penoidaufbau, wird zum Beispiel am Unterarm oder der Wade ein Hautlappen entfernt, der dann den Penis bildet. Zusammen mit einer Verlängerung der Harnröhre wird so der Penis aufgebaut. Da der Neophallus aus Haut besteht, verfügt dieser nicht über Schwellkörper. Ohne Schwellkörper, die sich bei einer Erektion mit Blut füllen, wird der Penis nicht steif. Penetrativer Sex ist somit, ohne einer weiteren OP, bei der ein Penisimplantat eingesetzt würde, nicht möglich. Diese OP ist frühestens ein Jahr nach abgeschlossener Phalloplastik möglich. Noch eine Operation, noch einmal Spital, noch eine Abheilungsphase. Aris soll eine Alternative dazu sein.

Langer Weg bis zum perfekten Halt

An der richtigen Form, dem richtigen Material und der besten Verarbeitungsweise hat Stella lange getüftelt und immer Neues kreiert. Von Latex, über Draht bis zu Holz hat sie mit vielem experimentiert. Die ersten Prototypen hat sie mittels 3D-Drucker in der ZHDK-Werkstatt produziert. Das Material war aber so noch nicht «safe to use» – also nicht sicher im Gebrauch. Bis Aris erhältlich sein wird, dauert es noch etwas. Stella ist derzeit auf der Suche nach einem Produzenten, der das Produkt aus medizinischem Silikon fertigen kann.

Wer gibt dir Inputs zu deiner Arbeit?

«Im Moment kommen viele Inputs von Simon, einem Medizintechnik-Studenten. Er macht im Rahmen seiner Bachelorarbeit Abklärungen, damit ARIS für die tragende Person, sowie das Gegenüber sicher ist und allen Standards entspricht. Ausserdem stehe ich in Kontakt mit trans maskulinen Personen, die einen Neophallus haben und die eine Lösung wie ARIS einem Implantat vorziehen würden. Einer davon ist in meinem Beratungsgremium und gibt mir Feedback auf das Design. Im wachsenden Advisory Board sind zudem Personen, die aus professioneller Sicht mit dem Thema Sexualität/Geschlecht und Geschlechtsangleichenden Operationen auseinandersetzen.»

Sex-Toys für Menschen mit Einschränkungen

Mit ihrem Start-Up ISYO plant Stella eine ganze Reihe von Sex-Toys, die allen Menschen Freude bereiten sollen. «Personen im Rollstuhl zum Beispiel, gelähmte Menschen oder Menschen mit anderen Einschränkungen soll selbstbestimmter Sex und Zärtlichkeit ermöglicht werden.», sagt die junge Frau. «Nur weil eine Person gewisse Dinge nicht selbständig machen kann, heisst das nicht, dass sie keine Lust empfindet oder kein Recht auf ein Sexualleben hätte», erklärt die Unternehmerin.

Autonom und selbständig Lust geniessen

«Ich könnte mir vorstellen, dass diese Menschen vielleicht von einer Pflegeperson Hilfe benötigen um ein Toy anzuziehen, die Person aber nicht konstant während beispielsweise der Masturbation anwesend sein muss», erklärt Stella. Die Welt lässt sich vielleicht nicht mit Sex-Toys retten, aber die Welt vieler Menschen könnten sie um einiges aufregender, entspannter und schöner machen.

veröffentlicht: 27. Mai 2022 09:03
aktualisiert: 27. Mai 2022 12:30
Quelle: ZüriToday

Anzeige
Anzeige
zueritoday@chmedia.ch