Quelle: ArgoviaToday / Severin Mayer
Der Leserreporter aus Seengen fand das Tier in der Nacht in seinem Wohnzimmer. «Ich wollte den Nachtvorhang aufziehen und sah plötzlich die Riesenspinne. Das ist doch nicht normal?!», berichtet der Seenger schockiert. Der Spinnenexperte Ambros Hänggi gibt aber Entwarnung: «Sie ist nicht gefährlich.»
Biss ist wie ein Mückenstich
«Eigentlich ist jede Spinne giftig, aber von den tausenden Spinnenarten in der Schweiz können nur etwa ein Dutzend die menschliche Haut durchdringen», stellt der Experte klar. Deswegen spüre man bei den meisten gar nichts. Bei der Nosferatu-Spinne spüre man zwar den Biss, aber die Auswirkungen entsprächen einem Mückenstich. Giftig heisse eben nicht gleich, dass es auch gefährlich ist. «Der Biss ist also weniger schlimm als ein Bienen- oder Wespenstich», erklärt Hänggi. Die Spinne beisse zudem nur, wenn sie sich bedroht fühlt, ergänzt der Experte.
Das rät der Experte bei einem Fund
Der Experte empfiehlt, das Tier nach draussen zu befördern. Im besten Fall sollte sie etwas weiter entfernt vom Haus ausgesetzt werden. «Man muss aber realistisch sein. Wenn eine Spinne dort ist, hat es irgendwo noch eine andere und die nächste kommt irgendwann», erklärt Hänggi. Das Tier einfach im Haus zu lassen, davon rät der Experte aber trotzdem ab. «Lässt man sie im Haus, hat man am Ende dutzende junge Spinnen im Haus und das will ja nicht mal ich als Spinnen-Liebhaber», sagt Hänggi scherzhaft.
Spinne geht gern in Häuser
Die Nosferatu-Spinne stammt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum, erklärt Hänggi. Es sei deswegen naheliegend, dass sie sich wärmere Plätze sucht. «Das Problem ist, dass sie es in Häuser schafft und deswegen besonders auffällt», so Hänggi. Sie ist ausserdem nachtaktiv und bevorzugt vertikale Strukturen. Schafft es eine Nosferatu-Spinne also ins Haus, sei es sehr wahrscheinlich, dass man sie im dunklen Schlafzimmer an einer Wand findet, erklärt der Experte weiter.
Als blinder Passagier eingeschleppt
Die Spinne sei mittlerweile in der ganzen Schweiz und Europa verbreitet. Es ist davon auszugehen, dass sie als «blinder Passagier» über die Transportwege eingeschleppt worden ist. Ob über Zugverbindungen oder Autobahnen, die Spinne kann sich schnell in ein Fahrzeug verirren. «Die Niederländer sind zum Beispiel seit den 50er-Jahren mit Wohnwägen unterwegs. Das ist das ideale Klima für die Spinne», so Hänggi.
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Kilmawandel trägt Mitschuld an Verbreitung
Auffällig sei auch, dass die Nosferatu-Spinne erst in den 1990er-Jahren das erste Mal in der Schweiz gemeldet wurde. «Das ist eine so auffällige, die wäre sonst früher gemeldet worden», so Hänggi. Diese Tatsache deute stark darauf hin, dass die Verbreitung der Spinne einen Zusammenhang mit der Klimaerwärmung hat. «Dass sie sich also hier halten und überleben kann, ist sehr wahrscheinlich der Klimaerwärmung geschuldet», sagt der Spinnenexperte.