Buben tragen blau, denn sie sind männlich. Mädchen tragen rosa, denn sie sind weiblich. Was hat aber eine Farbe mit dem Geschlecht zu tun? Eigentlich nichts. Es ist unsere Gesellschaft, die das am Tag X bestimmt hat. Aber was bedeutet denn überhaupt «Geschlecht»?
Zwischen zwei und Millionen Geschlechter
Junge und Mädchen oder Mann und Frau sind für viele die einzigen zwei Geschlechter, die es gibt. Das Geschlecht ist aber nicht nur auf zwei Möglichkeiten beschränkt – vor allem heute. Eine Person kann ein nicht-binäres Geschlecht haben, was bedeutet, dass sie sich nicht ausschliesslich als Junge oder Mädchen identifiziert. Diese Menschen fühlen sich beiden, keinem oder einem völlig anderem Geschlecht zugehörig.
Der Arzt Magnus Hirschfeld gründete 1910 in Berlin das Institut für Sexualwissenschaft und prägte den Begriff «Transvestiten». Er ging bereits damals nicht von zwei Geschlechtern, sondern von über 43 Millionen Zwischenstufen aus.
Er kämpfte für die Entkriminalisierung der Homosexualität und stellte sogenannte Transvestitenbescheinigungen aus – sie schützten vor polizeilicher Verfolgung. 2018 führte der deutsche Bundestag die Einführung des dritten Geschlechts «divers» ein. 2022 will zudem die Weltgesundheitsorganisation «Transsexualität» von der Lister der psychischen Erkrankungen streichen.
In die andere Rolle schlüpfen
Im Stapferhaus in Lenzburg kannst du noch bis am 22. Mai die Ausstellung «Geschlecht. Jetzt entdecken» besuchen. Sie bietet dem Thema eine Plattform, um es offener anzugehen, Neues darüber zu erfahren und sich ins andere Geschlecht zu fühlen – sofern du das natürlich willst.
Die Ausstellung befasst sich mit dem Geschlecht, der Sexualität, dem Verhältnis zwischen Mann und Frau und der Gesetze von früher. Einige Vermutungen und Rechte verursachen uns heute noch Kopfschütteln oder lassen uns stauend, bisweilen lachend zurück – wir haben mal ein paar gesammelt: