Zuerst einmal: Der Buchstabe «h» in Stegreif ist genauso fehl am Platz, wie die Annahme, dass dieses Wort etwas mit Greifen zu tun hat. Doch eine kurze Umfrage in der Redaktion zeigt: Sogar langjährige Journalistinnen und Journalisten hätten sich bei der Schreibweise dieses Wortes vertan.
Begriff aus der Pferdewelt
Ein Stegreif ist schlicht und einfach ein anderes Wort für den Steigbügel bei einem Pferdesattel. So wird auch schnell klar: Stegreif ist ein Kompositum aus den beiden Wörtern «Steg» und «reif». Also nicht wie irrtümlich von vielen angenommen aus «Steh» und «greif».
Wenn jemand etwas «aus dem Stegreif» beantworten oder ausführen kann, dann hat er das vermutlich «im Effeff». Noch so ein Wort. Hier gibt es viele unterschiedliche Erklärungen. Es dürfte aber auf die Abkürzung «ff» zurückzuführen sein, welche früher für «sehr fein» oder für «Profi» in Dokumenten stand.
Praktisch bei schlechten Nachrichten
Zurück zum Stehgreif, äh Stegreif. Früher führten Reiter gewisse Handlungen durch, ohne dabei vom Pferd zu steigen. Dabei standen sie im Sattel auf und führten es dann eben im Stegreif aus. So überbrachten beispielsweise im Mittelalter Boten schlechte Nachrichten aus dem Stegreif. Dies ermöglichte es ihnen, sofort wieder «von dannen» zu reiten.
Das Wort «dannen» ist übrigens ein stark veraltetes Adverb. Auch unser heutiges Wort «Stegreif» wird laut Duden nicht mehr allzu häufig verwendet. Trotzdem ist vielen die Bedeutung der Redewendung «etwas aus dem Stegreif können» bekannt. Man führt dann etwas improvisiert, also ohne Vorbereitung durch.
Es gibt übrigens weitere Wörter, die viele Menschen aus dem Stegreif falsch schreiben würden. Oder wie hättest du zum Beispiel «Dekolleté» oder «entgeltlich» geschrieben? Zumindest bei Diskussionen rund um die Schreibweise von «Stegreif» sitzt du nun fest im Sattel.